Archiv der Kategorie: Gottessuche

Der Weg zum Glauben

Der heilige Franz von Sales wurde einmal von der heiligen Johanna Franziska von Chantal gefragt, ob er denn überhaupt nie Glaubenszweifel habe. Franz von Sales antwortete darauf: “Nein, eigentlich nicht. Und wenn, dann nur ganz kurz. Gott hat mich wahrlich mit einem festen Glauben beschenkt.”

Der glückliche Franz von Sales, kann man da nur sagen. Er hatte fast keine Glaubenszweifel, und wenn, dann nur ganz kurz. Franz von Sales war dafür Gott sehr dankbar.

Uns selbst wird diese Antwort wahrscheinlich eher mit Neid oder auch Sehnsucht erfüllen: Warum ist das bei mir nicht so? Die Wirklichkeit des Glaubens sieht nämlich meist anders aus. Ich spüre das selbst und erfahre es immer wieder in so manchen Glaubensgesprächen: Der Glaube ist immer wieder wie ein auswegloser Zirkel: je mehr wir ihn bräuchten, umso weniger fühlt man ihn. Je dringender wir ihn nötig haben, desto weniger wissen wir, wo wir ihn suchen und finden sollen. Gerade dann, wenn uns die Zweifel packen, ist auch der Glaube verschwunden, aus dem wir in dieser Zeit Kraft schöpfen könnten.

Es bestätigt sich dadurch eines: Glaube ist etwas, das wir nicht im Griff haben können. Der Glaube ist Geschenk, Gnade. Ich kann wirklich nur meine Hände aufhalten, mich Gott öffnen und sagen: “Ja, Gott, ich will glauben. Ich will ja, aber ich kann es nicht – hilf meinem Unglauben.”

P. Herbert Winklehner OSFS –
Ein Wort des hl. Franz von Sales zu jedem Tag finden Sie unter: www.osfs.eu “Zitat zum Tag”.

Thomas von Aquin (1225 – 1274) empfiehlt

Illustration: Wikipedia

Da du gefragt hast, wie du studieren musst, um den Schatz der Wissenschaften zu gewinnen, möchte ich dir folgenden Rat geben:

Wähle den Weg über die Bäche und stürze dich nicht gleich in das Meer!

Man muss durch das Leichtere zum Schwierigen gelangen.

Sei bedachtsam im Reden und gehe bedachtsam in ein Gespräch.

Erhalte dir die Reinheit des Gewissens, höre nicht auf zu beten!

Liebe deine Zelle, wenn du in den Weinkeller der Weisheit geführt werden möchtest.

Meide Streitgespräche, was immer auch beredet wird.

Versäume nicht, den Spuren der Heiligen und der Guten zu folgen.

Beachte nicht, von wem du etwas hörst, sondern wenn Gutes gesagt wird, merke es dir.

Suche nicht, was für dich zu hoch ist.

Wenn du diese Bahn einschlägst, wirst du lebendig bleiben und nützliche Frucht bringen im Weinberg des Herrn.

 

Ein Wort des hl. Franz von Sales zu jedem Tag finden Sie unter: www.osfs.eu. “Zitat zum Tag “.

Widerstand gegen kleine Versuchungen

Hl. Judas Thaddäus

Man muss gewiss den schweren Versuchungen mit unüberwindlichem Mut widerstehen, und der errungene Sieg ist ohne Zweifel sehr wertvoll; trotzdem ist es noch nützlicher, die kleinen Versuchungen tapfer zu bekämpfen.
Wölfe und Bären sind gewiss gefährlicher als Mücken, sie plagen, ärgern und reizen uns aber bestimmt nicht so zur Ungeduld.
Es ist nicht schwer, sich eines Mordes zu enthalten, wohl aber, alle kleinen Zornausbrüche zu unterdrücken, wozu fast jeden Augenblick Gelegenheit ist.
Es ist leicht, keinen Ehebruch zu begehen, nicht immer aber so leicht, jedes Liebäugeln zu meiden, zu verhindern, dass man Liebesäußerungen und Gunstbezeigungen empfängt oder gibt, Schmeichelworte unterdrückt oder zurückweist.
Es ist leicht, den Diebstahl zu meiden, schwerer dagegen, fremdes Gut nicht zu begehren; leicht, keinen Meineid zu schwören, aber schwer, in Gesellschaft immer ganz bei der Wahrheit zu bleiben; leicht, dem Nächsten nicht den Tod zu wünschen, schwer, ihm einen Nachteil nicht zu gönnen; leicht, ihn nicht zu verleumden, schwer, ihm keine Geringschätzung zu zeigen.
Mit einem Wort: diese kleinen Versuchungen zu Zorn, Argwohn, Eifersucht, Neid, Liebeleien, Narreteien, Eitelkeit, Doppelzüngigkeit und Geziertheit, unanständigen Gedanken, das sind die ständigen Plagen auch solcher Menschen, die am meisten zum frommen Leben entschlossen sind.

Franz von Sales, Philothea IV/8.
Sie finden die ganze Philothea unter www.philothea.de

Sehnsucht nach Gott!

Monatsgedanken Dezember 2011

Eine Geschichte erzählt von einem Gottsucher, der einen weisen Mann fragt, wie er Gott finden könnte. Der weise Mann antwortete nicht, sondern packte den Gottsucher, zerrte ihn zu einem Brunnen und drückte dessen Kopf unter Wasser, so als ob er ihn ertränken wolle. Als er ihn wieder losließ, rang der Gottsucher erst einmal gierig nach Luft. Daraufhin fragte der weise Mann: „Und? Was hast du gefühlt, als dein Kopf unter Wasser war?“ Der Gottsucher antwortete: „Ich spürte eine unendliche Sehnsucht nach Luft.“ Der Weise entgegnete: „Wenn dein Verlangen nach Gott ebenso stark ist, wie diese Sehnsucht nach Luft in jenem Augenblick, dann wirst du Gott finden.“

„Gott ist so groß“, meinte Teresa von Avila (1515-1582), „dass er es wohl wert ist, von uns ein Leben lang gesucht zu werden.“ In einer solchen Aussage wird die große Sehnsucht spürbar, die diese spanische Mystikerin und Kirchenlehrerin geleitet haben muss. Gott ist so groß, dass all mein Sehnen nicht ausreicht, um ihn wie ihm Hohelied schon in diesem Leben packen und nicht mehr loslassen zu können.

Franz von Sales denkt ähnlich. Erst nach unserem Tod wird die Tugend der Sehnsucht ihre Aufgabe erfüllt haben. Bis dahin aber bleibt das Verlangen nach Erkenntnis bestehen. Und so soll es auch sein, damit unser Blick auf das gerichtet sei, was wirklich wesentlich ist: Gott und seine ewige Herrlichkeit.

Suche immer den Willen Gottes!

Monatsgedanken Juni 2011

Festigen Sie alle Tage immer mehr Ihren mit soviel Liebe gefassten Entschluss, Gott nach seinem Wohlgefallen zu dienen und ihm ganz zu gehören, ohne irgendetwas für Sie oder für die Welt zurückzubehalten. Nehmen Sie seinen heiligen Willen, wie immer er sein mag, in aller Aufrichtigkeit auf sich und denken Sie nie, Sie hätten die Reinheit des Herzens erreicht, die Sie ihm schenken sollen, bevor Ihr Wille nicht nur zur Gänze, sondern in allem, und sogar in den Ihnen am meisten widerstrebenden Dingen, freiwillig und freudig sich seinem hochheiligen Willen unterworfen hat. Betrachten Sie zu diesem Zweck nicht das Aussehen der Dinge, die Sie tun, sondern Ihn, der sie Ihnen befiehlt, der – wenn es ihm gefällt – seinen Ruhm und unsere Vollkommenheit aus den unvollkommensten und schwächsten Dingen zieht (1 Kor 1,27-29).

Schauen Sie nie auf die Beschaffenheit der Dinge, die Sie tun, sondern auf die Ehre, die sie, mögen sie noch so gering sein, haben, von Gottes heiligem Willen gewollt zu sein, von seiner Vorsehung befohlen und  durch seine Weisheit angeordnet zu werden. Mit einem Wort, wem sollten sie unangenehm sein, da sie doch Gott wohlgefällig und als solche anerkannt sind? Reinheit aber besteht darin, alle Dinge nach dem Gewicht des Allerheiligsten abzuschätzen und abzuwägen, das nichts anderes ist als der Wille Gottes.

Franz von Sales, Briefe II, S. 94