Jesus macht in der Bergpredigt klar, worum es geht im Leben und Arbeiten

Zehn Möglichkeiten, was Erneuerungswillige ab sofort konkret tun können.

VON GEORG PLANK

Angesichts von offenen oder versteckten gewalttätigen und lebensfeindlichen Entwicklungen sind Christen und Kirchen heute gefordert. Das meint auch Innovation: säen, pflanzen und pflegen, damit gute Früchte wachsen können! Offensichtlich halten viele begeisterte Menschen Papst Franziskus für besonders innovativ. Sie freuen sich daher, wenn er den beharrenden Kräften die Meinung sagt. Wie kann man aber von der Begeisterung zur Umsetzung kommen? Wie können gesunde und schmackhafte Früchte wachsen? Was können kirchliche Gemeinschaften konkret dazu beitragen?

1. Keine Angst vor dem Schnitt.

Wie in einem Obstgarten müssen auch Organisationen regelmäßig einen Verjüngungs- und Pflegeschnitt durchführen. Wo gehören Verwucherungen durchforstet? Welche Wassertriebe oder verholzten Altäste fressen nur Zeit und Energie? Und welche alten Bäume haben ausgedient und müssen jungen Setzlingen Platz machen? Christen und Kirchen mit Mut zum gesunden Schnitt tun oft weniger, leiden kaum unter Stress, sind aber spürbar fruchtbarer.

Canterbury Cathedral Archbishop Bear

2. Alles sein, nur nicht langweilig. 

Christ sein ist spannend, oft ein Abenteuer, manchmal riskant, ja lebensgefährlich. Die Kirche Jesu ist lebendig und attraktiv. Nicht immer, klar. Aber wenn Langeweile und Irrelevanz die Regel sind, ist etwas faul. Gähnende Kinder in der Messe, fadisierte Erwachsene bei Vorträgen oder der oft stille Wegzug kritischer, selbstbewusster Männer und vor allem Frauen: Es gibt genug Warnzeichen. Darauf angemessen zu reagieren, zeichnet Innovatoren aus.

3. Die Warnungen vor Heuchelei beachten. 

Nichts wirkt so abstoßend wie Heuchelei. Mit Leuten, die sich gläubig gerieren und wichtig präsentieren, aber unglaubwürdig handeln, hatte schon Jesus die massivsten Probleme. Niemand muss und kann perfekt sein. Es geht um Glaubwürdigkeit. Die gewinnt man gerade auch dann, wenn man zu Fehlern steht, um Vergebung bittet und sich zu bessern bemüht. Wie generell Lernbereitschaft die Basis für Innovationen ist.

4. Vollmacht ausstrahlen. 

Gott sei Dank sind die Kirchen heute nicht mehr mächtig, können Menschen frei entscheiden und Pluralität nutzen. Wer nur auf Amtsautorität setzt, hat schon verloren. Wenn Zeitgenossen aller Milieus erleben: Da kann ich mich aufrichten, da gewinne ich Ansehen, da werde ich getröstet und gestärkt, da nimmt mich jemand ernst, werden alte und neue Orte neu attraktiv. Da strahlen Menschen und Gemeinschaften. Sie sind konkrete Heilmittel gegen die „Krankheit der Gleichgültigkeit“ und der „Versteinerung“ (Franziskus vor der Kurie) und den Moloch überbordender Profitgier.

5. Ärmel aufkrempeln für das Gute. 

Dazu sind viele Menschen, Vereine oder Unternehmen bereit, wenn es eine begeisternde Vision und faire Rahmenbedingungen gibt. Je stärker die Talente einzelner zum Zug kommen, umso mehr Wirkungen mit weniger Aufwand sind realistisch. Die Planer sollen sitzen, die Tüftler denken, die Besitzer spenden – die Umsetzer wollen etwas konkret anpacken. In einem gesunden Leib herrscht Ausgewogenheit.

6. Hinaus auf den Markt gehen. 

Die Zeit kirchlicher Monopole ist vorbei. Wird aber marktgerecht gehandelt? Der Religionspluralismus in den USA zeigt: Konkurrenz belebt die Sinne. Wären Caritas, kirchliche Schulen oder Ordensspitäler als Monopolisten auch so erfolgreich? Und wer Qualität will, muss messen! Warum Firmlinge nicht fragen, was ihnen zugesagt hat und was sie kritisch sehen? Wenn wegen jedes Handys oder Autos Evaluation und Marktforschung betrieben werden, wie viel mehr würde die Frohe Botschaft zeitgemäße Methoden verdienen!

7. Sich als Teil eines größeren Ganzen verstehen. 

Egal, ob es eine Firma, eine Pfarre oder eine Familie ist: Nur wo sich der Einzelne als Glied eines Leibes begreift, sind mehr Wirkungen möglich. Es braucht sowohl Vielfalt als auch die sinnvolle Zusammensetzung und lebendige Verbundenheit der Teile. Der Papst spricht von der Krankheit der schlechten Koordination: „Dann wird der Leib zum Orchester, das nur Lärm hervorbringt.“

8. Die Freude nähren. 

Entscheidendes wie Freude, Begeisterung und Wertschätzung kostet kein Geld. Hirnforscher können nachweisen, dass es diese Faktoren sind, die Menschen verändern und ungeahnte Potenziale heben können. Die „Krankheit der Totengräbermiene“ verhindert Innovation.

9. Jesus in die Mitte stellen. 

Egal, ob kirchlich sozialisiert oder religiös unmusikalisch, jede und jeder kann sich mit Jesus auseinandersetzen. Die Bibel ist weder ein Geheimbuch noch im Besitz von Profis. „Jesus Christus kann die langweiligen Schablonen durchbrechen, in denen wir uns anmaßen, ihn gefangen zu halten, und überrascht uns mit seiner beständigen göttlichen Kreativität. Jedes Mal, wenn wir versuchen, zur Quelle zurückzukehren und die ursprüngliche Frische des Evangeliums wiederzugewinnen, tauchen neue Wege, kreative Methoden, andere Ausdrucksformen, aussagekräftigere Zeichen und Worte reich an neuer Bedeutung für die Welt von heute auf.“ (Evangelii Gaudium)

10. Kreativ sein, humorvoll bleiben. 

Christen betrachten Innovationen als Landeplätze des Heiligen Geistes, der von Angst befreit, gute Ideen eingibt und Mut sowie Strapazfähigkeit zur Umsetzung schenkt. Innovatoren sind selten Einzelkämpfer, sie lieben die Arbeit in Teams. Sie genießen nämlich die Gemeinschaft, auch wenn es manchmal Reibung gibt, als Quelle von Energie und Zärtlichkeit.

(Entnommen aus: Kleine Zeitung vom 15. Februar 2015)
Siehe auch: www.pastoralinnovation.at

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