Monatsgedanken November 2010
1. Ich habe dir noch nichts gesagt von der Sonne der geistlichen Übungen:
vom hochheiligen und erhabenen Messopfer, dem Mittelpunkt der christlichen Religion, dem Herz der Frömmigkeit, der Seele der Andacht; ein unfassbares Geheimnis, das den Abgrund der göttlichen Liebe umfasst, durch das Gott sich wirklich mit uns vereinigt und uns seine Gnaden und Gaben in herrlicher Fülle spendet.
2. Dem Gebet in Vereinigung mit diesem göttlichen Opfer wohnt eine unsagbare Kraft inne.
Die Seele ist dann überreich an himmlischen Gnaden; sie stützt sich auf ihren Vielgeliebten (Hld 8,5), der sie so sehr mit geistlichen Wohlgerüchen und Freuden erfüllt, dass sie einer Rauchsäule von wohlriechendem Holz gleicht, bestreut mit Myrrhe, Weihrauch, Aloe und anderen duftenden Körnern, wie es im Hohelied (3,6) heißt.
3. Bemühe dich also ganz besonders, jeden Tag der heiligen Messe beizuwohnen, um mit dem Priester das Opfer deines Erlösers Gott dem Vater für dich und die ganze Kirche darzubringen.
Stets sind die Engel in großer Zahl dabei gegenwärtig, sagte der hl. Johannes Chrysostomus, um dieses heilige Geheimnis zu ehren; da wir uns mit ihnen in der gleichen Absicht einfinden, können wir durch den segensreichen Einfluss der Gemeinschaft mit ihnen nur viel gewinnen. Die Chöre der triumphierenden und streitenden Kirche vereinigen sich in dieser göttlichen Handlung mit dem Herrn, um mit ihm, durch ihn und in ihm das Herz Gottes des Vaters zu erfreuen und seine Barmherzigkeit uns zuzuwenden.
Welches Glück für eine Seele, durch ihr frommes Gebet an einem so kostbaren und begehrenswerten Geheimnis mitzuwirken!
Franz von Sales, Philothea II, Kap. 14
Die Anbetungskirche im Herzen Wiens