Die Tugend der Geselligkeit verlangt, dass man zu heiligem, maßvollem Frohsinn seinen Teil beitrage und sich an der Erholung und an den zwanglosen Unterhaltungen, die unseren Mitmenschen Freude und Entspannung geben, gerne beteilige.
Wir dürfen also den anderen nicht lästig fallen, weil wir dabei düster oder verdrießlich dreinschauen oder uns weigern, in der Erholungszeit fröhlich mitzutun; – auch nicht wie Pedanten alles austüfteln und jedes Wort hundertmal im Mund herumdrehen, damit es ja genügend überlegt sei und nicht am Ende angefochten werden könnte.
Solche Leute haben bei jeder Rede und Handlung Angst vor der Kritik; sie erforschen andauernd ihr Gewissen, nicht um zu wissen, ob sie Gott beleidigt, sondern ob sie jemand Anlass gegeben hätten, von ihnen eine geringere Meinung zu haben.
Jede gebrauche ihre Freiheit, richte keine, die es anders macht, und stelle auch ihre Art und Weise nicht als die beste hin.
Denn es kann sehr wohl sein, dass ein Essender in gleichem Maße oder noch mehr seinem eigenen Willen entsagt als ein Fastender.
Die hochherzige Frömmigkeit verlangt nicht nach Gefährtinnen für ihr Tun, sondern nur für ihre Absicht, die ja einzig nur auf die Verherrlichung Gottes und den Fortschritt des Nächsten in der Gottesliebe gerichtet ist.
Franz von Sales, Weisungen an die Schwestern der Heimsuchung, Deutsche Ausgabe Bd. 2, S. 37 u. 68.
Die Anbetungskirche im Herzen Wiens