Die Annakirche
ist weithin bekannt als Kirche, in der stets Beichtgelegenheit angeboten wird.
Unter Katholiken (besonders unter Priestern und Bischöfen) hört man oft die Klage: Niemand geht mehr zur Beichte!
Daher einige Gedanken zum Sakrament der Buße:
1. Viele sagen: Wozu soll ich beichten?
Ich bin ja in Ordnung; die Frage meiner Schuld mache ich mit Gott direkt aus, dazu brauche ich keinen Menschen, auch keinen Priester.
Man soll einem Menschen, der so denkt, auch nicht einreden, dass er zur Beichte gehen muss. Lange genug wurden die Menschen zum Empfang der Sakramente moralisch verpflichtet. Wie man mittlerweile sieht, war das nicht „nachhaltig“, wie man heute sagt. Wir müssen einem solchen Menschen nicht einreden: Du musst dich schuldig erfahren.
Es gibt anderseits Menschen, die zur Beichte gehen und das sehr schätzen und erleichtert werden. Sie gehen entlastet aus der Beichte in das Leben.
Die Begegnung mit Gott in diesem Sakrament kann offensichtlich hilfreich, beglückend und ein Gewinn sein.
Weitere gute Gründe, dieses Angebot der Annakirche wahrzunehmen, entdecken Sie, wenn Sie
2. Viele klagen: Ich habe keinen Menschen!
Ich habe niemanden, mit dem ich über meine Probleme reden könnte.
Es muss nicht gleich eine Beichte sein. Manche kommen in den Gesprächsraum, um sich auszusprechen. Wenn viele Leute wüssten: In St. Anna, da kannst du beichten gehen, da kannst du auch hingehen, um alles von der Seele zu reden, würden das viele vielleicht dankbar annehmen.
Es gibt viele einsame Menschen in einer Großstadt. Es gibt manche Orte, die dafür da sind, Menschen das Angebot eines Gespräches zu bieten, auch mit der Möglichkeit, sich Schuld von der Seele zu reden.
3. Warum muss ich beichten gehen?
Ich muss nicht. Aber das Angebot für Gespräch und Beichte steht! Täglich.
Für die Beichte spricht die Möglichkeit, sich Not und Schuld von der Seele zu reden. Wer Versöhnung mit Gott sucht, darf mit den Ohren vernehmen: „ Deine Sünden sind dir vergeben.“ Weil wir keine rein geistigen Wesen sind, sondern Menschen mit Leib und Sinnen, ist es befreiender, das mit den leiblichen Ohren hören zu können, als sich selbst zu sagen: „Gott vergibt mir.“ Das Ritual des Sakramentes wird der leib-seelischen Natur des Menschen gerecht.
So will ich nicht sagen: Du musst unbedingt zur Beichte gehen, aber entlastend und hilfreich kann es sein.
4. Manche möchten das Angebot für Beichte und Gespräch gerne wahrnehmen, aber sie sind unsicher.
Sie haben keine Praxis und fürchten, sich zu blamieren. Deswegen seien einige Details in der Kirche geschildert. Im „Beichtstuhl“ der Kirche St. Anna gibt es zwei Seiten. Die eine Seite ist zum Knien und anonym, die andere Seite ist ein Raum mit Sitzgelegenheit an einem Tisch. Da sitzen sich Priester und Gesprächspartner(in) gegenüber. Man darf ruhig seine Unsicherheit aussprechen und sich einfach dem Gespräch stellen. Die Priester bringen zwar Erfahrung mit, aber sie verstehen sich selbst als Suchende, die auf dem Weg sind. Sie verstehen sich nicht als Richter, sondern als Helfende.
Bei Gesprächen bemühen sie sich, mit dem Gegenüber gemeinsam zu Lösungen zu kommen.
5. In jedem Menschen, der Gespräch oder die Beichte sucht,
sehen die Priester jemanden, der leidet, Fragen hat, Kontakt sucht, an sich arbeitet, umkehren möchte, den Wunsch hat nach Versöhnung. Es kann sein, dass jemand sich schwer tut, dass er das, was in ihm vorgeht, selbst nicht richtig ausdrücken kann und einfach Hilfe will, sich klarer zu sehen. Die Priester sind keine perfekten Konfliktlöser, aber man kann sich im Gespräch gemeinsam bemühen, deutlicher zu sehen. Viele erleben im Geschenk der Versöhnung mit Gott eine große Gabe und Entlastung.
In der Begegnung in der Beichte geht es auch immer um Befreiung von Ängsten.
6. Man kann einem Menschen, der kein Schuldbewusstsein hat, nicht befehlen: „Geh beichten!“
Es muss ihn eine Not, eine Last dazu bewegen. Die Begegnungen von Schuldigen mit Jesus sind aus freien Stücken. Die stadtbekannte Sünderin sucht Jesus im Haus des Pharisäers auf, um Vergebung zu empfangen. Zachäus sucht Jesus in seinem Unbehagen mit sich, der verlorene Sohn im Gleichnis bricht von sich aus auf zum Vater, um Vergebung zu erlangen.
7. Es gibt allerdings auch den Fall, dass jemand sich für unschuldig hält und von einem anderen zur Erkenntnis seiner Schuld gebracht wird.
Dafür ist König David mit dem Propheten Natan ein gutes Beispiel. David hat die Frau des Urias geschwängert. Er will jedoch nicht, dass es ihr Ehemann Urias erfährt, und als alle Versuche, es zu vertuschen, nichts nützen, lässt er ihn im Krieg umkommen. Das hat den König David als Schuld nicht belastet. (Wozu beichten?) Da schickt Gott den Propheten Natan zu David, der ihm eine Geschichte von einem reichen Mann erzählt, der einem armen Bauern sein einziges Schaf weggenommen hat, weil er gierig danach war. David ist so erzürnt, dass er eine schwere Strafe für den reichen Bauern fordert. Damit ist er dem Natan gerade ins Messer gelaufen, denn Natan sagte zu ihm: „Du selbst bist dieser Mann!“ wegen seines Verbrechens gegenüber Urias. David hat das eingesehen und bereut und Buße getan. Er musste erst zur Erkenntnis einer Schuld geführt werden.
Das kann es heute auch geben.
P. Alois Bachinger OSFS
Die Anbetungskirche im Herzen Wiens