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Der Wille Gottes adelt unser Tun!

Monatsgedanken Juli 2011

Wir dürfen die Dinge nicht nach unserer Auffassung, sondern nach der Gottes beurteilen. Das ist das große Wort: wenn wir nach unserem Willen heilig sind, werden wir es niemals richtig sein, sondern wir müssen es nach dem Willen Gottes sein. Der Wille Gottes aber ist es, dass Sie aus Liebe zu ihm ganz frei so handeln: dass Sie aufrichtig die Erfüllung Ihrer Standespflichten lieben. Ich sage: Sie sollen sie lieben und gern tun, nicht wegen des äußerlichen Aktes, sondern wegen seines inneren Wesens, weil Gott ihn angeordnet hat, weil sich unter dieser niedrigen äußeren Schale der Wille Gottes vollzieht. Mein Gott, wie oft täuschen wir uns doch!
Ich sage Ihnen nochmals, dass wir nicht auf die äußere Beschaffenheit der Handlungen schauen sollen, sondern auf die innere, d.h. ob Gott es will oder nicht. Die weltlichen Anschauungen vermischen und vermengen sich immer wieder mit unseren Gedanken. Im Haus eines Fürsten gilt es nicht soviel, ein Küchenjunge zu sein als ein Kammerherr; im Haus Gottes aber sind die Küchenjungen und -mägde oft viel würdiger; wenn sie sich auch schmutzig machen, tun sie dies doch aus Liebe zu Gott, d.h. seinem Willen und seiner Liebe zuliebe. Und dieser Wille verleiht unseren Handlungen ihren Wert, nicht das Äußere.

Franz von Sales, Bd. 6, S. 103

Suche immer den Willen Gottes!

Monatsgedanken Juni 2011

Festigen Sie alle Tage immer mehr Ihren mit soviel Liebe gefassten Entschluss, Gott nach seinem Wohlgefallen zu dienen und ihm ganz zu gehören, ohne irgendetwas für Sie oder für die Welt zurückzubehalten. Nehmen Sie seinen heiligen Willen, wie immer er sein mag, in aller Aufrichtigkeit auf sich und denken Sie nie, Sie hätten die Reinheit des Herzens erreicht, die Sie ihm schenken sollen, bevor Ihr Wille nicht nur zur Gänze, sondern in allem, und sogar in den Ihnen am meisten widerstrebenden Dingen, freiwillig und freudig sich seinem hochheiligen Willen unterworfen hat. Betrachten Sie zu diesem Zweck nicht das Aussehen der Dinge, die Sie tun, sondern Ihn, der sie Ihnen befiehlt, der – wenn es ihm gefällt – seinen Ruhm und unsere Vollkommenheit aus den unvollkommensten und schwächsten Dingen zieht (1 Kor 1,27-29).

Schauen Sie nie auf die Beschaffenheit der Dinge, die Sie tun, sondern auf die Ehre, die sie, mögen sie noch so gering sein, haben, von Gottes heiligem Willen gewollt zu sein, von seiner Vorsehung befohlen und  durch seine Weisheit angeordnet zu werden. Mit einem Wort, wem sollten sie unangenehm sein, da sie doch Gott wohlgefällig und als solche anerkannt sind? Reinheit aber besteht darin, alle Dinge nach dem Gewicht des Allerheiligsten abzuschätzen und abzuwägen, das nichts anderes ist als der Wille Gottes.

Franz von Sales, Briefe II, S. 94

Geselligkeit : Fasten

Die Tugend der Geselligkeit verlangt, dass man zu heiligem, maßvollem Frohsinn seinen Teil beitrage und sich an der Erholung und an den zwanglosen Unterhaltungen, die unseren Mitmenschen Freude und Entspannung geben, gerne beteilige.
Wir dürfen also den anderen nicht lästig fallen, weil wir dabei düster oder verdrießlich dreinschauen oder uns weigern, in der Erholungszeit fröhlich mitzutun; – auch nicht wie Pedanten alles austüfteln und jedes Wort hundertmal im Mund herumdrehen, damit es ja genügend überlegt sei und nicht am Ende angefochten werden könnte.
Solche Leute haben bei jeder Rede und Handlung Angst vor der Kritik; sie erforschen andauernd ihr Gewissen, nicht um zu wissen, ob sie Gott beleidigt, sondern ob sie jemand Anlass gegeben hätten, von ihnen eine geringere Meinung zu haben.

Jede gebrauche ihre Freiheit, richte keine, die es anders macht, und stelle auch ihre Art und Weise nicht als die beste hin.
Denn es kann sehr wohl sein, dass ein Essender in gleichem Maße oder noch mehr seinem eigenen Willen entsagt als ein Fastender.
Die hochherzige Frömmigkeit verlangt nicht nach Gefährtinnen für ihr Tun, sondern nur für ihre Absicht, die ja einzig nur auf die Verherrlichung Gottes und den Fortschritt des Nächsten in der Gottesliebe gerichtet ist.

Franz von Sales, Weisungen an die Schwestern der Heimsuchung, Deutsche Ausgabe Bd. 2, S. 37 u. 68.

Notwendigkeit des Gebetes

Monatsgedanken Februar 2011

1. Nichts ist geeigneter, unseren Verstand von Unwissenheit und unseren Willen von seinen verderbten Anhänglichkeiten zu reinigen, als das Gebet, das unseren Verstand in die Helle göttlichen Lichtes rückt und unseren Willen der Wärme göttlicher Liebe aussetzt. Das Gebet ist die segensreiche Quelle, deren belebende Wasser die Pflänzchen unserer guten Wünsche zum Grünen und Blühen bringen, jeden Makel von unserer Seele hinwegspülen und das von Leidenschaft erhitzte Herz abkühlen.

2. Vor allem aber empfehle ich dir das Gebet des Geistes und des Herzens, ganz besonders jenes, das zum Gegenstand das Leben und Leiden des Heilands hat. Wenn du ihn oft betrachtest, wird deine Seele von ihm erfüllt, du lernst seine Art und Weise kennen und deine Handlungen nach den seinen formen. Er ist das Licht der Welt. In ihm, durch ihn und für ihn müssen wir folglich erleuchtet werden. Kinder lernen sprechen, indem sie der Mutter zuhören und alles nachzusprechen versuchen; so werden auch wir, wenn wir durch die Betrachtung beim Heiland weilen, seine Worte und Handlungen, sein Denken und Fühlen beobachten, bald durch seine Gnade reden, handeln und wollen lernen wie er selbst. Glaube mir, wir können zu Gott dem Vater nur durch diese Pforte (Joh 14,6) gehen.

Franz von Sales, Philothea II,1

Eigensinn und Einsicht

Monatsgedanken Jänner 2011

Es gibt Menschen, die sonst recht tüchtig und gut sind, aber an ihren Ansichten derart hängen und sie für so sicher halten, dass sie niemals davon abgehen wollen.
Man muss sich sehr in acht nehmen, solche Menschen um ihre Meinung zu fragen, wenn sie nicht darauf gefasst sind; antworten sie rasch und ohne genügende Überlegung, so ist es dann fast unmöglich, sie zur Erkenntnis und zum Eingeständnis ihres Irrtums zu bringen. Sie werden alle möglichen Beweise zusammensuchen, um ihre Meinung als die allein richtige zu verteidigen, und sich so immer mehr
in ihre Ansicht verbohren. Man wird sie nur dann davon abbringen können, wenn sie wirklich allen Ernstes nach Vollkommenheit streben.

Es gibt aber auch erleuchtete Geister und große Menschen, die von dieser Schwäche frei sind und gerne von ihren Ansichten abgehen. Sind sie auch noch so sicher, setzen sie sich doch nicht zur Wehr, wenn man ihnen widerspricht und ihre Ansicht nicht annimmt. So verhielt sich auch, wie ich vorher angeführt habe, der große hl. Thomas. –
Eigene Ansichten zu haben, ist also, wie ihr seht, etwas ganz Natürliches. Menschen mit schwermütigem Temperament beharren steifer auf ihrer Meinung als heitere Menschen mit fröhlichem Temperament, die
sehr leicht beeinflussbar und leichtgläubig sind.

Franz von Sales: Geistliche Gespräche, Bd. 2, S. 206

Siehe auch: www.osfs.eu „Ein Wort zum Tag“

Die heilige Messe

Monatsgedanken November 2010

1. Ich habe dir noch nichts gesagt von der Sonne der geistlichen Übungen:

vom hochheiligen und erhabenen Messopfer, dem Mittelpunkt der christlichen Religion, dem Herz der Frömmigkeit, der Seele der Andacht; ein unfassbares Geheimnis, das den Abgrund der göttlichen Liebe umfasst, durch das Gott sich wirklich mit uns vereinigt und uns seine Gnaden und Gaben in herrlicher Fülle spendet.

2. Dem Gebet in Vereinigung mit diesem göttlichen Opfer wohnt eine unsagbare Kraft inne.
Die Seele ist dann überreich an himmlischen Gnaden; sie stützt sich auf ihren Vielgeliebten (Hld 8,5), der sie so sehr mit geistlichen Wohlgerüchen und Freuden erfüllt, dass sie einer Rauchsäule von wohlriechendem Holz gleicht, bestreut mit Myrrhe, Weihrauch, Aloe und anderen duftenden Körnern, wie es im Hohelied (3,6) heißt.
3. Bemühe dich also ganz besonders, jeden Tag der heiligen Messe beizuwohnen, um mit dem Priester das Opfer deines Erlösers Gott dem Vater für dich und die ganze Kirche darzubringen.
Stets sind die Engel in großer Zahl dabei gegenwärtig, sagte der hl. Johannes Chrysostomus, um dieses heilige Geheimnis zu ehren; da wir uns mit ihnen in der gleichen Absicht einfinden, können wir durch den segensreichen Einfluss der Gemeinschaft mit ihnen nur viel gewinnen. Die Chöre der triumphierenden und streitenden Kirche vereinigen sich in dieser göttlichen Handlung mit dem Herrn, um mit ihm, durch ihn und in ihm das Herz Gottes des Vaters zu erfreuen und seine Barmherzigkeit uns zuzuwenden.
Welches Glück für eine Seele, durch ihr frommes Gebet an einem so kostbaren und begehrenswerten Geheimnis mitzuwirken!
Franz von Sales, Philothea II, Kap. 14