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Die moralische Kraft des Fürbittgebets

Es gibt eine Gebetsform, die uns besonders anspornt, uns der Evangelisierung zu widmen: das Fürbittgebet. Schauen wir für einen Augenblick in das Innere eines großen Evangelisierers wie des heiligen Paulus, um zu verstehen, wie sein Gebet war. Dieses Gebet war angefüllt mit Menschen: » Immer, wenn ich für euch alle bete, tue ich es mit Freude […] weil ich euch ins Herz geschlossen habe « (Phil 1,4.7). So entdecken wir, dass uns das Fürbittgebet nicht von der echten Betrachtung abbringt, denn die Betrachtung, welche die anderen draußen lässt, ist eine Täuschung.

Diese Haltung wird auch zu einem Dank an Gott für die anderen: » Zunächst danke ich meinem Gott durch Jesus Christus für euch alle « (Röm 1,8). Es ist ein beständiges Danken: » Ich danke Gott jederzeit euretwegen für die Gnade Gottes, die euch in Christus Jesus geschenkt wurde « (1 Kor 1,4). » Ich danke meinem Gott jedes Mal, wenn ich an euch denke « (Phil 1,3).

Wir können sagen, dass das Herz Gottes durch unser Fürbittgebet gerührt wird, aber in Wirklichkeit kommt er uns immer zuvor, und was wir mit unserem Fürbittgebet ermöglichen, ist, dass seine Macht, seine Liebe und seine Treue sich mit größerer Klarheit unter dem Volk zeigen.

Aus: Papst Franziskus „Evangelii gaudium“ 281ff

Würdig für den Empfang der Kommunion?

Albrecht Dürer: Betende Hände, Ill. aus Wikipedia

Viele katholische Gläubige haben oft Probleme damit, ob sie würdig sind, zur Kommunion zu gehen. Sie meinen, zuerst müssten sie immer zur Beichte gehen.

Diese Frage hat Papst Franziskus in seinem Lehrschreiben „Die Freude des Evangeliums“ aufgegriffen (Abschnitt 47):

‚Die Eucharistie ist, obwohl sie die Fülle des sakramentalen Lebens darstellt, nicht eine Belohnung für die Vollkommenen, sondern ein großzügiges Heilmittel und eine Nahrung für die Schwachen. Diese Überzeugungen haben auch pastorale Konsequenzen, und wir sind berufen, sie mit Besonnenheit und Wagemut in Betracht zu ziehen. Häufig verhalten wir uns wie Kontrolleure der Gnade und nicht wie ihre Förderer. Doch die Kirche ist keine Zollstation, sie ist das Vaterhaus, wo Platz ist für jeden mit seinem mühevollen Leben.‘

Zur Begründung für dieses Verständnis der hl.Messe führt der Papst einige Texte von Kirchenvätern an:
Ambrosius: »Ich muss ihn immer empfangen, damit er immer meine Sünden vergibt. Wenn ich ständig sündige, muss ich immer ein Heilmittel haben «; »Wer das Manna aß, starb; wer von diesem Leib isst, wird die Vergebung seiner Sünden erhalten.«
Cyrill von Alexandrien: »Ich habe mich geprüft und erkannt, dass ich unwürdig bin. Denen, die so reden, sage ich: Und wann werdet ihr würdig sein? Wann werdet ihr also vor Christus erscheinen? Und wenn eure Sünden euch hindern, näherzukommen, und wenn ihr niemals aufhört zu fallen – wer bemerkt seine eigenen Fehler, sagt der Psalm – werdet ihr schließlich nicht teilhaben an der Heiligung, die Leben schenkt für die Ewigkeit?«

Man darf den Empfang der Kommunion nicht isoliert betrachten. Die Süße der Vereinigung mit dem Leib Christi am vollsten auskosten können wohl diejenigen Menschen, die Gott so in ihren Alltag integriert haben, dass sie selbst ein Gefühl dafür entwickeln konnten, mit ihren Zweifeln und Niederlagen von ihm ganz genau so angenommen zu sein wie in Freude und Ekstase.

„Auf Gott vertrauen im süßen Frieden des Glückes, das kann jeder. Aber mit restloser Hingabe zu ihm sich flüchten in Sturm und Wetter, das können nur die, die seines Geistes sind. Das ist es, was seine göttliche Majestät von dir verlangt. Wenn du das kannst, wirst du mit Staunen vor einem Seelenwunder stehen, in dem du früh oder spät all die Schrecken dahinschwinden siehst, in denen deine Seele zittert.“

(Aus Franz v. Sales: Auf heiligen Bergen) 

Familie und Communio

Monatsgedanken Juni 2014

Die Familie macht eine tiefe kulturelle Krise durch wie alle Gemeinschaften und sozialen Bin­dungen. Im Fall der Familie wird die Brüchigkeit der Bindungen besonders ernst, denn es handelt sich um die grundlegende Zelle der Gesellschaft, um den Ort, wo man lernt, in der Verschieden­heit zusammenzuleben und anderen zu gehören, und wo die Eltern den Glauben an die Kinder weitergeben. Die Ehe wird tendenziell als eine bloße Form affektiver Befriedigung gesehen, die in beliebiger Weise gegründet und entsprechend der Sensibilität eines jeden verändert werden kann. Doch der unverzichtbare Beitrag der Ehe zur Gesellschaft geht über die Ebene der Emo­tivität und der zufälligen Bedürfnisse des Paares hinaus.

Wie die französischen Bischöfe darlegen, geht sie nicht hervor aus dem Gefühl der Lie­be, das definitionsgemäß vergänglich ist, sondern aus der Tiefe der von den Brautleuten übernom­men Verbindlichkeit, die zustimmen, eine umfas­sende Lebensgemeinschaft einzugehen.

Der postmoderne und globalisierte Indi­vidualismus begünstigt einen Lebensstil, der die Entwicklung und die Stabilität der Bindungen zwischen den Menschen schwächt und die Na­tur der Familienbande zerstört. Das seelsorgliche Tun muss noch besser zeigen, dass die Beziehung zu unserem himmlischen Vater eine Communio fordert und fördert, die die zwischenmensch­lichen Bindungen heilt, begünstigt und stärkt.

  Papst Franziskus: Evangelii gaudium Nr. 66f

 

Die hl. Kommunion macht immun gegen die Sünde

König Mithridates VI. (132 – 63 v.Chr.) schrieb ein Buch über Gifte, und es wird erzählt, er habe sein Leben lang bestimmte Gifte eingenommen, mit denen er seinen Körper derart stabilisierte, dass keine Möglichkeit mehr bestand, ihn zu vergiften.
Durch die Einsetzung der heiligen Eucharistie kommt uns der Heiland immer und überall entgegen. Wenn wir uns ihr öffnen und sie empfangen, schenkt er uns Immunität gegen die Sünde und ewiges Leben.
Brot, das vom Himmel herabkommt, ist das, nach dessen Genuss man nicht mehr stirbt.

  Franz von Sales, Philothea 3,20

 

Die Lunge des Gebetes

Evangelisierende mit Geist sind Verkünder des Evangeliums, die beten und arbeiten. Vom Gesichtspunkt der Evangelisierung aus nützen weder mystische Angebote ohne ein starkes soziales und missionarisches Engagement noch soziales oder pastorales Reden und Handeln ohne eine Spiritualität, die das Herz verwandelt.

Diese aufspaltenden Teilangebote erreichen nur kleine Gruppen und haben keine weitreichende Durchschlagskraft, da sie das Evangelium verstümmeln.

Immer ist es notwendig, einen inneren Raum zu pflegen, der dem Engagement und der Tätigkeit einen christlichen Sinn verleiht. Ohne längere Zeiten der Anbetung, der betenden Begegnung mit dem Wort Gottes, des aufrichtigen Gesprächs mit dem Herrn verlieren die Aufgaben leicht ihren Sinn, werden wir vor Müdigkeit und Schwierigkeiten schwächer und erlischt der Eifer. Die Kirche braucht dringend die Lunge des Gebets, und ich freue mich sehr, dass in allen kirchlichen Einrichtungen die Ge­betsgruppen, die Gruppen des Fürbittgebets und der betenden Schriftlesung sowie die ewige eucharistische Anbetung mehr werden.

Papst Franziskus: Die frohe Botschaft Jesu,
Evangelii gaudium Nr. 262

Am Wort Gottes orientiert

Monatsgedanken Jänner 2014

174. Nicht nur die Homilie muss aus dem Wort Gottes ihre Nahrung schöpfen. Die gesamte Evangelisierung beruht auf dem Wort, das vernommen, betrachtet, gelebt, gefeiert und bezeugt wird. Die Heilige Schrift ist Quelle der Evangelisierung. Es ist daher notwendig, sich unentwegt durch das Hören des Wortes zu bilden. Die Kirche evangelisiert nicht, wenn sie sich nicht ständig evangelisieren lässt. Es ist unerlässlich, dass das Wort Gottes »immer mehr zum Mittelpunkt allen kirchlichen Handelns werde«. [135] Das vernommene und – vor allem in der Eucharistie – gefeierte Wort Gottes nährt und kräftigt die Christen innerlich und befähigt sie zu einem echten Zeugnis des Evangeliums im Alltag. Wir haben den alten Gegensatz zwischen Wort und Sakrament bereits überwunden. Das lebendige und wirksame verkündete Wort bereitet auf den Empfang des Sakramentes vor, und im Sakrament erreicht dieses Wort seine größte Wirksamkeit.

175. Das Studium der Heiligen Schrift muss ein Tor sein, das allen Gläubigen offensteht.[136] Es ist grundlegend, dass das geoffenbarte Wort die Katechese und alle Bemühungen zur Weitergabe des Glaubens tief greifend befruchtet.[137] Die Evangelisierung braucht die Vertrautheit mit dem Wort Gottes. Das verlangt von den Diözesen, den Pfarreien und allen katholischen Gruppierungen das Angebot eines ernsten und beharrlichen Studiums der Bibel sowie die Förderung ihrer persönlichen und gemeinschaftlichen Lektüre im Gebet.[138] Wir tappen nicht in der Finsternis und müssen nicht darauf warten, dass Gott sein Wort an uns richtet, denn »Gott hat gesprochen, er ist nicht mehr der große Unbekannte, sondern er hat sich gezeigt«.[139] Nehmen wir den erhabenen Schatz des geoffenbarten Wortes in uns auf.

entnommen dem apostolischen Schreiben Evangelii gaudium