Archiv der Kategorie: Originaltexte

Familie und Communio

Monatsgedanken Juni 2014

Die Familie macht eine tiefe kulturelle Krise durch wie alle Gemeinschaften und sozialen Bin­dungen. Im Fall der Familie wird die Brüchigkeit der Bindungen besonders ernst, denn es handelt sich um die grundlegende Zelle der Gesellschaft, um den Ort, wo man lernt, in der Verschieden­heit zusammenzuleben und anderen zu gehören, und wo die Eltern den Glauben an die Kinder weitergeben. Die Ehe wird tendenziell als eine bloße Form affektiver Befriedigung gesehen, die in beliebiger Weise gegründet und entsprechend der Sensibilität eines jeden verändert werden kann. Doch der unverzichtbare Beitrag der Ehe zur Gesellschaft geht über die Ebene der Emo­tivität und der zufälligen Bedürfnisse des Paares hinaus.

Wie die französischen Bischöfe darlegen, geht sie nicht hervor aus dem Gefühl der Lie­be, das definitionsgemäß vergänglich ist, sondern aus der Tiefe der von den Brautleuten übernom­men Verbindlichkeit, die zustimmen, eine umfas­sende Lebensgemeinschaft einzugehen.

Der postmoderne und globalisierte Indi­vidualismus begünstigt einen Lebensstil, der die Entwicklung und die Stabilität der Bindungen zwischen den Menschen schwächt und die Na­tur der Familienbande zerstört. Das seelsorgliche Tun muss noch besser zeigen, dass die Beziehung zu unserem himmlischen Vater eine Communio fordert und fördert, die die zwischenmensch­lichen Bindungen heilt, begünstigt und stärkt.

  Papst Franziskus: Evangelii gaudium Nr. 66f

 

Die hl. Kommunion macht immun gegen die Sünde

König Mithridates VI. (132 – 63 v.Chr.) schrieb ein Buch über Gifte, und es wird erzählt, er habe sein Leben lang bestimmte Gifte eingenommen, mit denen er seinen Körper derart stabilisierte, dass keine Möglichkeit mehr bestand, ihn zu vergiften.
Durch die Einsetzung der heiligen Eucharistie kommt uns der Heiland immer und überall entgegen. Wenn wir uns ihr öffnen und sie empfangen, schenkt er uns Immunität gegen die Sünde und ewiges Leben.
Brot, das vom Himmel herabkommt, ist das, nach dessen Genuss man nicht mehr stirbt.

  Franz von Sales, Philothea 3,20

 

Ruht euch ein wenig aus!

Rosenkranzlabyrinth im Hofgarten Seitenstetten

Monatsgedanken März 2014

Unser Herz braucht jeden Tag einen Platz in der Nähe des Herrn, wo es sich bei jeder Gelegenheit von den Anstrengungen des täglichen Lebens ausruhen kann, um sich zu stärken und zu erholen. Dieser Ort dient uns ebenso als Festung, von der aus wir uns gegen alle Arten von Versuchungen verteidigen. Wir dürfen uns glücklich schätzen, wenn wir zum Herrn sagen können:

Sei mir ein Fels der Zuflucht, eine feste Burg, mich zu retten (Psalm 31,3b)

In deine Hände befehle ich meinen Geist; mein Schicksal ruht in deiner Hand (Psalm 31,6a.16a)

Der Herr ist ein starker Schild und eine mächtige Stütze, ein Schutz vor der Glut und ein Schirm gegen die Mittagshitze, eine Freude des Herzens, ein Licht für die Augen (Jesus Sirach 34,16f)

Ziehe dich immer wieder in die Einsamkeit zurück, wie auch Jesus es tat, um zu beten, um mit seinem Vater im Himmel eins zu sein und zu bleiben. Selbst unter vielen Menschen kannst du dich innerlich für eine Weile zurückziehen und in deinem Herzen die Gegenwart Gottes erspüren.

Nun aber bleibe ich immer bei dir (Psalm 73,23)
Ich erhebe meine Augen zu dir, der du thronst im Himmel (Psalm 123,1)
Immerdar schauen meine Augen zum Herrn (Psalm 25,15)

 

Entnommen aus: Peter Dyckhoff, Wege der Freundschaft mit Gott, Geistlich leben nach Franz von Sales, Seite 108f, entspricht: Philothea, 2,12.
Ein Wort des hl. Franz von Sales zu jedem Tag finden Sie unter:
www.osfs.eu „Ein Wort zum Tag“.

Thomas von Aquin (1225 – 1274) Betrachtungen

Monatsgedanken Februar 2014

Der bedeutende Kirchenlehrer schreibt:
Um den Schatz der Wissenschaften zu gewinnen, möchte ich dir folgenden Rat geben:

Wähle den Weg über die Bäche und stürze dich nicht gleich in das Meer!
Man muss durch das Leichtere zum Schwierigen gelangen.

Sei bedachtsam im Reden und gehe bedachtsam in ein Gespräch.

Meide Streitgespräche, was immer auch beredet wird.

Wenn du etwas in der Schatzkammer deines Geistes verschließen kannst, dann bemühe dich, wie ein Dürstender die Gefäße zu füllen.

Liebe deine Zelle, wenn du in den Weinkeller der Weisheit geführt werden möchtest.

Beachte nicht, von wem du etwas hörst, sondern, wenn Gutes gesagt wird, merke es dir.
In Zweifeln verschaffe dir Gewissheit.

Versäume nicht, den Spuren der Heiligen und der Guten zu folgen.

Höre nicht auf zu beten.

Wenn du diese Bahn einschlägst, wirst du lebendig bleiben und nützliche Frucht bringen im Weinberg des Herrn.

Aus dem Brevier, Band II/4 S. 293f

Ein Zitat des hl. Franz von Sales zu jedem Tag finden Sie unter: 
www.osfs.eu „Ein Wort zum Tag“

Hochherzigkeit und Demut

Monatsgedanken Oktober 2013

Es gibt Menschen, die in falscher und kindlicher Demut das Gute, das sie haben, nicht sehen wollen. Sie haben unrecht; man muss die Güter, die von Gott kommen, erkennen, achten und hoch in Ehren halten; man darf sie nicht auf eine Stufe stellen mit den Gütern, die in uns und von uns sind, darf sie nicht unterschätzen.

Nicht nur die wahren Christen haben immer erkannt, dass wir von den zwei Arten Gütern in uns die eine betrachten sollen, um uns zu verdemütigen, die andere, um Gott zu verherrlichen, der sie uns geschenkt; auch die Philosophen haben dies erkannt, denn der Satz: „Erkenne dich selbst“ ist nicht nur von unserer Geringheit und Armseligkeit zu verstehen, er gilt genau so gut für die Hoheit und Würde unserer Seele. Gott hat ja in seiner Güte die Seele befähigt, sich mit der Gottheit zu vereinigen, und einen gewissen Trieb in uns hineingelegt, der uns nach dieser Vereinigung, in der unsere ganze Seligkeit liegt, sehnen und streben lässt.

Demut ohne Hochherzigkeit ist zweifellos falsche Demut. Wohl soll sie bekennen: Ich bin nichts und kann nichts, aber dann sofort der Hochherzigkeit das Wort lassen, die sagt: Unmögliches gibt es für mich nicht, wird es auch nie geben, denn ich vertraue auf Gott, er vermag alles. Getragen von solchem Vertrauen, macht sie sich mutig an alles, was man sie tun heißt und was man ihr rät, wäre es auch noch so schwer.

                                                                                                          Franz von Sales-Geistliche Gespräche

Jahreszeiten der Seele

Monatsgedanken Februar 2013

Ich sehe, dass alle Jahreszeiten in Ihrer Seele aufeinanderstoßen;
dass Sie zuweilen den Winter mancher Trockenheit, Zerstreuung, manches Widerwillens und Ärgers verspüren, dann wieder den Maientau mit dem Duft der heiligen Blüten, oder die Sommerhitze des Wunsches, unserem lieben Gott zu gefallen.
Bleibt nur mehr der Herbst, von dem Sie, wie Sie sagen, nicht viel Früchte sehen. Aber es geschieht doch oft genug, dass man beim Dreschen des Getreides und beim Pressen der Weintrauben mehr Ertrag findet, als Ernte und Weinlese versprachen.

Sie möchten wohl, dass alles Frühling und Sommer sei; aber nein, meine liebe Tochter, Abwechslung tut not im Innern wie im Äußern. Erst im Himmel wird alles seiner Schönheit nach im Frühling sein, dem Ertrag nach im Herbst und der Liebe nach im Sommer.
Dort wird es keinen Winter geben. Aber hier ist der Winter erforderlich zur Übung der Selbstverleugnung und tausend kleiner schöner Tugenden, die zur Zeit der Unfruchtbarkeit geübt werden können. Machen wir immer unseren kleinen Schritt weiter, wenn wir nur die gute und fest entschlossene Liebe haben, können wir nicht anders als gut gehen.

Nein, meine sehr liebe Tochter, es ist nicht notwendig, dass man – um die Tugenden zu üben – ständig aufmerksam auf alles achten müsse; dies würde wahrlich zu sehr Ihre Gedanken und Affekte verwirren und verwickeln. Demut und Nächstenliebe sind die Hauptsaiten; alle anderen sind ihnen hinzugefügt.
Man muss sich nur an diese beiden halten; die eine ist die tiefste, die andere die höchste. Die Erhaltung des ganzen Baues hängt vom Fundament und vom Dach ab. Wenn man sein Herz zur Übung dieser beiden Tugenden anhält, wird man ohne große Schwierigkeit auch auf die anderen stoßen. Denn diese beiden sind die Mütter der Tugenden; die andern folgen ihnen, wie die kleinen Küken ihrer Mutterhenne.

Franz von Sales, Briefe an Johanna Franziska von Chantal
Deutsche Ausgabe Bd. 5, S. 137

Ein Zitat des hl. Franz von Sales zu jedem Tag finden Sie unter: http://www.osfs.eu/ „Ein Wort zum Tag“.

Zerstreutheit im Gebet

Monatsgedanken Jänner 2013

Unser Gebet ist trotz unserer Zerstreutheit Gott nicht weniger angenehm und uns nicht weniger nützlich. Es hat vielleicht gerade deshalb, weil wir uns plagen müssen, mehr Wert, als wenn wir mit Tröstungen überhäuft wären; nur dürfen wir nicht freiwillig und vorsätzlich bei den Zerstreuungen verweilen, müssen sie vielmehr beharrlich abweisen.

Das gleiche gilt von der Schwierigkeit, uns tagsüber auf Gott und himmlische Dinge zu konzentrieren. Wir müssen uns alle Mühe geben, unseren Geist gleichsam festzuhalten, wir dürfen ihm nicht erlauben, Insekten und Schmetterlingen nachzujagen.
Wir müssen mit ihm umgehen wie eine Mutter mit ihrem Kind. Das Büblein möchte so gern allen Schmetterlingen nachlaufen, um sie zu fangen. Die Mutter aber hält es am Arm und sagt: „Schau, Kind, wenn du den Schmetterlingen nachläufst, wirst du dich erhitzen und krank werden; bleib schön bei mir!“ Das Büblein bleibt so lange bei der Mutter, bis es wieder einen Schmetterling sieht, dem es gleich nachlaufen möchte, wenn die Mutter es nicht neuerdings festhielte.

Was kann man da machen? Nichts, als Geduld haben, sich die Mühe nicht verdrießen lassen, denn wir plagen uns ja aus Liebe zu Gott.

Franz von Sales, Geistliche Gespräche, Seite 132

Ein Zitat des hl. Franz von Sales zu jedem Tag finden Sie unter: http://www.osfs.eu/ „Ein Wort zum Tag“.

Gedanken des Gründers der Oblaten des heiligen Franz von Sales : http://www.franz-sales-verlag.de/brisson2012/

Wir erwarten den Herrn

Hätten die Söhne Jakobs gewusst, dass Josef Vizekönig und ihr Richter sein wird, dann hätten sie ihn gewiss äußerst freundlich empfangen, als er in Dotan zu ihnen kam (Gen 37,17). Seht, Christus kommt uns suchen; die Kirche lädt uns ein, ihn gut zu empfangen.

Für uns erstaunlich, dass Franz von Sales, der Heilige der Güte, die Furcht preist: Wie nützlich ist die Gottesfurcht; Ps 111,10: Die Furcht des Herrn ist der Anfang der Weisheit. Ps 112,1: Glücklich, wer den Herrn fürchtet; in seinen Geboten. Ps 115,11: Die den Herrn fürchten, hoffen auf ihn…

Jes 11, 2: Und der Geist der Furcht des Herrn wird ihn erfüllen. Hieronymus fragt, warum es nur von der Furcht heißt, dass er ihn – den künftigen Erlöser – mit ihr erfüllt. Weil die Furcht allen notwendig ist, sagt er. Ihre reiche Quelle musste in dem sein, der sie allen mitteilen musste; denn die Furcht macht die Seele für die Liebe bereit, und wie Augustinus sagt, ist die Furcht die Dienerin der Liebe, die ihr die Wohnung bereitet. Daher sagt die seligste Jungfrau (Lk 1,50): Und sein Erbarmen gilt von Geschlecht zu Geschlecht allen, die ihn fürchten.

Damit ihr eine so wichtige Sache recht versteht, müsst ihr wissen, dass es zweierlei Furcht gibt, die menschliche und die göttliche. Die göttliche Furcht entwickelt die Bande der Liebe.

Siehe: http://www.franz-sales-verlag.de/fsvwiki/index.php/Lexikon/Zum1-Adventssonntag-I

Und: http://www.franz-sales-verlag.de/advent/index_u.html