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02.06.23 Lange Nacht der Kirchen

“Denn auf den Tag folgt die Nacht, doch über die Weisheit siegt keine Schlechtigkeit.” (Weis 7,30) – Mit diesem Bibelspruch laden wir Sie heuer wieder zu einer »Langen Nacht der Kirchen« nach  St. Anna ein. Wir beginnen um 18:00 Uhr mit der Hl. Messe.

Warum bin ich Ordensmann?

Was bewegt mich im Ordensleben?

Auf die Frage, was mich bewegte, ins Kloster zu gehen, antworte ich meistens: Diese Frage ist für mich nicht entscheidend, viel wichtiger ist, warum ich immer noch dabei bin? Und da antworte ich dann: wegen der Spiritualität meines Ordensheiligen Franz von Sales (1567-1622). Ich halte das, was dieser altehrwürdige Bischof von Genf vor 400 Jahren gesagt und getan hat, für so wertvoll, dass es sich lohnt, dafür zu leben und zu arbeiten.

Eine wesentliche Aufgabe unserer Ordensgemeinschaft – die Oblaten des hl. Franz von Sales – besteht eben darin, Leben, Lehre, Werk und Spiritualität des heiligen Franz von Sales für die Gegenwart lebendig zu halten, mit allen möglichen Mitteln und Methoden, die es dazu gibt. Ich finde es dabei sehr spannend, jeden Tag Neues im umfangreichen Schrifttum meines Heiligen zu entdecken, das auch heute gefragt ist. Es ist eine Spiritualität der Gewöhnlichkeit, des alltäglichen Lebens. Es geht um die Frage, wie kann ich dort, wo ich lebe und arbeite, sinnvoll glücklich werden. Mit einem etwas traditionelleren Begriff gesagt: Wie kann ich heute heilig werden? Was muss ich tun, damit mein Leben, so wie es von Gott geplant ist, gelingt. Dabei spielen Werte wie Liebe, Optimismus, Freude, Gottvertrauen und so manches mehr eine große, ja die entscheidende Rolle. All das in die heutige Welt einzubringen, ist spannend, und ich merke immer wieder, wie gern Menschen von heute eine solche Spiritualität annehmen. Wie sie erkennen, dass ihr Leben gewinnt, wenn sie sich auf das, was Franz von Sales gelehrt hat, einlassen.

Wir Ordensleute sind eine verrückte Gruppe. Geld ist nicht wichtig, Ruhm und Erfolg ist nicht wichtig, wir lassen uns von anderen Leuten sagen, was wir tun und lassen sollen, und aufgrund der Gottesliebe verzichten wir sogar auf so hohe Werte wie Ehe und Familie. Mittlerweile werden wir für all das in unserer modernen Gesellschaft weniger bestaunt als vielmehr belächelt, ja bedauert. All das verschärft sich manchmal wegen der Tatsache, dass das ja alles im Rahmen der römisch-katholischen Kirche geschieht, deren Image ohnehin angekratzt ist. Trotzdem erlebe ich in der kleinen Welt der Zwischenmenschlichkeit, in der Banalität der Lebensroutine oft genug, dass Menschen dankbar sind für das, was ich lebe oder zu leben versuche. Ein wenig Perspektivenwechsel, ein wenig Narretei, viel Frömmigkeit und Gottesfurcht und ein Protest-Trotzdem gegenüber alle Sinnlosigkeit, Machtmissbrauch und Profitmaximierung.

Ich hab all das nicht gewusst, als ich ins Kloster ging. Heute bleib ich genau deshalb dabei, weil’s mich bewegt.

So denkt Pater Herbert Winklehner osfs

Für Berufungen in der Kirche werben

Oblatengebet in der Kirche Franz von Sales

– Am Montag, 31. Januar 2022, fand in der Kirche Franz von Sales im 10. Bezirk in Wien das so genannte „Oblatengebet“ statt. Die Oblaten des heiligen Franz von Sales laden dazu ein, in einer Eucharistiefeier für Ordensberufe zu beten. Zelebrant und Prediger war Pater Provinzial Josef Költringer. Musikalisch gestaltet wurde die Heilige Messe von der Franz von Sales-Combo.

Komm zu uns, es lohnt sich

In seiner Predigt stellte Provinzial Költringer die Frage an seine Mitbrüder sowie an alle, ob und wann sie jemanden angesprochen haben, über einen Ordensberuf nachzudenken. Berufung geschieht zwar immer durch Gott, es bedarf allerdings ebenso der Menschen, die sich berufen fühlen, andere anzusprechen, um Jesus nachzufolgen. Er ist daher der Überzeugung, dass die Zukunft der Pfarrgemeinden oder Ordensgemeinschaften davon abhängt, ob wir ganz ehrlich zu anderen sagen können: Komm zu uns, es lohnt sich.

Aus der Geschichte der Kirche und des Ordens

Frankreichs Kirchenpolitik um 1900

Die Oblaten des heiligen Franz von Sales gründete Louis Brisson (1817 – 1908) in Troyes, Frankreich. 1875 erhielt unsere Kongregation die päpstliche Anerkennung.

Die politische Lage war damals in Frankreich ausgesprochen kirchenfeindlich. Die Kirche war in der Zeit vor dem Deutsch – Französischen Krieg von 1870/71 royalistisch. Nach der Gefangennahme Napoleons III. regierten die Republikaner in Paris. Papst Leo XIII. ermutigte die französischen Bischöfe zu einer regierungsfreundlichen Einstellung. Dennoch steuerte Ministerpräsident Pierre Waldeck-Rousseau (1846 – 1904) einen kirchenfeindlichen Kurs. Er wollte die Republik stabilisieren, außerdem wollte er alle Ordensschulen verstaatlichen. Mit seinen Vereinsgesetzen von 1899 bezeichnete er die Ordensgelübde als gesetzeswidrig, sittenwidrig und unerlaubt. Im Interesse der wahren Freiheit und zum Schutz des Gemeinwohles sollten Vereine wie die katholischen Orden abgeschafft werden. Die Ordensgelübde legten es darauf an, die Initiative und die Schaffenskraft ihrer Mitglieder zu vernichten. Sie seien eine Art Gegenrevolution zu den Prinzipien der republikanischen Ordnung.

Émile Combes (1835 – 1921) folgte Waldeck-Rousseau als Ministerpräsident (1902 – 1905). Dieser ehemalige Priester und Hochschullehrer der Assumptionisten in Nîmes verkündete als Ziel seiner Regierung, die Kirche vollständig aus dem öffentlichen Leben Frankreichs zu verbannen.

Seine Regierungsschritte:
1. Juli 1902: Schließung der ca. 3000 nicht staatlich genehmigten kirchlichen Schulen. Dies führte zu heftigen  öffentlichen Protesten – 74 Bischöfe unterzeichneten eine „protestation“.
2. Daraufhin Einstellung der Besoldung von Bischöfen durch die Regierung.
3. März 1903: Auflösung aller männlichen Ordensgemeinschaften
4. Juli 1903: Auflösung aller weiblichen Ordensgemeinschaften
5. 7. Juli 1904: Verbot der Neugründung von Ordensgemeinschaften

Pater Joseph Lebeau OSFS war ab 1896 in Wien.