Archiv der Kategorie: Spiritualität

Jesus macht in der Bergpredigt klar, worum es geht im Leben und Arbeiten

Zehn Möglichkeiten, was Erneuerungswillige ab sofort konkret tun können.

VON GEORG PLANK

Angesichts von offenen oder versteckten gewalttätigen und lebensfeindlichen Entwicklungen sind Christen und Kirchen heute gefordert. Das meint auch Innovation: säen, pflanzen und pflegen, damit gute Früchte wachsen können! Offensichtlich halten viele begeisterte Menschen Papst Franziskus für besonders innovativ. Sie freuen sich daher, wenn er den beharrenden Kräften die Meinung sagt. Wie kann man aber von der Begeisterung zur Umsetzung kommen? Wie können gesunde und schmackhafte Früchte wachsen? Was können kirchliche Gemeinschaften konkret dazu beitragen?

1. Keine Angst vor dem Schnitt.

Wie in einem Obstgarten müssen auch Organisationen regelmäßig einen Verjüngungs- und Pflegeschnitt durchführen. Wo gehören Verwucherungen durchforstet? Welche Wassertriebe oder verholzten Altäste fressen nur Zeit und Energie? Und welche alten Bäume haben ausgedient und müssen jungen Setzlingen Platz machen? Christen und Kirchen mit Mut zum gesunden Schnitt tun oft weniger, leiden kaum unter Stress, sind aber spürbar fruchtbarer.

Canterbury Cathedral Archbishop Bear

2. Alles sein, nur nicht langweilig. 

Christ sein ist spannend, oft ein Abenteuer, manchmal riskant, ja lebensgefährlich. Die Kirche Jesu ist lebendig und attraktiv. Nicht immer, klar. Aber wenn Langeweile und Irrelevanz die Regel sind, ist etwas faul. Gähnende Kinder in der Messe, fadisierte Erwachsene bei Vorträgen oder der oft stille Wegzug kritischer, selbstbewusster Männer und vor allem Frauen: Es gibt genug Warnzeichen. Darauf angemessen zu reagieren, zeichnet Innovatoren aus.

3. Die Warnungen vor Heuchelei beachten. 

Nichts wirkt so abstoßend wie Heuchelei. Mit Leuten, die sich gläubig gerieren und wichtig präsentieren, aber unglaubwürdig handeln, hatte schon Jesus die massivsten Probleme. Niemand muss und kann perfekt sein. Es geht um Glaubwürdigkeit. Die gewinnt man gerade auch dann, wenn man zu Fehlern steht, um Vergebung bittet und sich zu bessern bemüht. Wie generell Lernbereitschaft die Basis für Innovationen ist.

4. Vollmacht ausstrahlen. 

Gott sei Dank sind die Kirchen heute nicht mehr mächtig, können Menschen frei entscheiden und Pluralität nutzen. Wer nur auf Amtsautorität setzt, hat schon verloren. Wenn Zeitgenossen aller Milieus erleben: Da kann ich mich aufrichten, da gewinne ich Ansehen, da werde ich getröstet und gestärkt, da nimmt mich jemand ernst, werden alte und neue Orte neu attraktiv. Da strahlen Menschen und Gemeinschaften. Sie sind konkrete Heilmittel gegen die „Krankheit der Gleichgültigkeit“ und der „Versteinerung“ (Franziskus vor der Kurie) und den Moloch überbordender Profitgier.

5. Ärmel aufkrempeln für das Gute. 

Dazu sind viele Menschen, Vereine oder Unternehmen bereit, wenn es eine begeisternde Vision und faire Rahmenbedingungen gibt. Je stärker die Talente einzelner zum Zug kommen, umso mehr Wirkungen mit weniger Aufwand sind realistisch. Die Planer sollen sitzen, die Tüftler denken, die Besitzer spenden – die Umsetzer wollen etwas konkret anpacken. In einem gesunden Leib herrscht Ausgewogenheit.

6. Hinaus auf den Markt gehen. 

Die Zeit kirchlicher Monopole ist vorbei. Wird aber marktgerecht gehandelt? Der Religionspluralismus in den USA zeigt: Konkurrenz belebt die Sinne. Wären Caritas, kirchliche Schulen oder Ordensspitäler als Monopolisten auch so erfolgreich? Und wer Qualität will, muss messen! Warum Firmlinge nicht fragen, was ihnen zugesagt hat und was sie kritisch sehen? Wenn wegen jedes Handys oder Autos Evaluation und Marktforschung betrieben werden, wie viel mehr würde die Frohe Botschaft zeitgemäße Methoden verdienen!

7. Sich als Teil eines größeren Ganzen verstehen. 

Egal, ob es eine Firma, eine Pfarre oder eine Familie ist: Nur wo sich der Einzelne als Glied eines Leibes begreift, sind mehr Wirkungen möglich. Es braucht sowohl Vielfalt als auch die sinnvolle Zusammensetzung und lebendige Verbundenheit der Teile. Der Papst spricht von der Krankheit der schlechten Koordination: „Dann wird der Leib zum Orchester, das nur Lärm hervorbringt.“

8. Die Freude nähren. 

Entscheidendes wie Freude, Begeisterung und Wertschätzung kostet kein Geld. Hirnforscher können nachweisen, dass es diese Faktoren sind, die Menschen verändern und ungeahnte Potenziale heben können. Die „Krankheit der Totengräbermiene“ verhindert Innovation.

9. Jesus in die Mitte stellen. 

Egal, ob kirchlich sozialisiert oder religiös unmusikalisch, jede und jeder kann sich mit Jesus auseinandersetzen. Die Bibel ist weder ein Geheimbuch noch im Besitz von Profis. „Jesus Christus kann die langweiligen Schablonen durchbrechen, in denen wir uns anmaßen, ihn gefangen zu halten, und überrascht uns mit seiner beständigen göttlichen Kreativität. Jedes Mal, wenn wir versuchen, zur Quelle zurückzukehren und die ursprüngliche Frische des Evangeliums wiederzugewinnen, tauchen neue Wege, kreative Methoden, andere Ausdrucksformen, aussagekräftigere Zeichen und Worte reich an neuer Bedeutung für die Welt von heute auf.“ (Evangelii Gaudium)

10. Kreativ sein, humorvoll bleiben. 

Christen betrachten Innovationen als Landeplätze des Heiligen Geistes, der von Angst befreit, gute Ideen eingibt und Mut sowie Strapazfähigkeit zur Umsetzung schenkt. Innovatoren sind selten Einzelkämpfer, sie lieben die Arbeit in Teams. Sie genießen nämlich die Gemeinschaft, auch wenn es manchmal Reibung gibt, als Quelle von Energie und Zärtlichkeit.

(Entnommen aus: Kleine Zeitung vom 15. Februar 2015)
Siehe auch: www.pastoralinnovation.at

Erholsamen Sommer!

Liebe Freunde der Annakirche,

die Sommermonate sind zumindest bei Schülern und Lehrern die beliebtesten des Jahres. Auch Ihnen allen wünschen wir Freude am Sommer und erholsame Wochen in schöner Umgebung.
Was sagte da vor kurzem ein Vater: „Meine liebe Familie, während des Jahres gibt es oft viel zu tun. Der Sonntag ist dann der Tag der Ruhe. Doch jetzt ist Urlaub. Erholung und Ruhe lassen wir uns durch nichts verdrießen. Jetzt haben wir auch Zeit für die Seele. Was tut ihr gut? Denken, danken, beten.“
Recht hat er! Wer ihm Recht gibt, sucht selbständig zu denken. Sammlung, Andacht hilft. Kapellen und Kirchen laden dazu ein. Schau auf den Tabernakel, schau in dein Herz. Danke dem Herrn! Was immer dir gefällt, hat er dir geschenkt. Danken macht Freude. Wer dankt, gleitet ins Gebet.

Schlechtwetterprogramm:

Holen Sie sich Anregungen unter www.osfs.eu oder www.franzvonsaleslexikon.de

Oscar Romero – ein Heiliger der Gerechtigkeit

Oscar Romero (1917 – 1980) wird mit 60 Jahren innerhalb kürzester Zeit zum schärfsten Kritiker der sozialen Ungleichheit in seinem Heimatland El Salvador, der Menschenrechtsverletzungen und der Morde.

Der letzte Anstoß dazu ist die Ermordung seines Freundes Rutilio Grande SJ, den eine Todesschwadron erschießt. Grande hat Bauern im Kampf um ein Stückchen Land unterstützt.

Romero besucht die Gemeinden, sieht die Not, erfährt von den Verschwundenen und Ermordeten. In seinen Predigten, die der katholische Rundfunksender überträgt, nennt er die Namen der Opfer und der Täter.

Romero wird klar, dass er nicht mehr lange zu leben hat, weil er tut, was er tut. Er fährt nur noch alleine im Auto, niemand soll mit in den Tod gehen müssen. Eine Bombe beschädigt den katholischen Rundfunksender, als der wieder funktioniert, hält er am 23. März die Sonntagspredigt. Darin wendet er sich direkt an die Soldaten: „Wenn ein Mensch euch befiehlt zu töten, dann muss das Gesetz Gottes mehr gelten, das da lautet: Du sollst nicht töten! Kein Soldat ist verpflichtet, einem Befehl zu gehorchen, der gegen das Gesetz Gottes gerichtet ist.“ Zwei Tage später ist Romero tot.

Romeros Beerdigung endet im Chaos. Eine Bombe explodiert vor der Kathedrale, 40 Menschen sterben. Die einfachen Menschen, die Bauern, die Landlosen, wissen aber: Im Grab im Ostflügel des Doms liegt einer, der sein Leben gegeben hat für sie.

Hunderttausende Gläubige, neun Staatschefs, fünf Kardinäle und 75 Bischöfe und Erzbischöfe werden an diesem Pfingstsamstag zur Seligsprechung erwartet.
(Verkürzt nach einem Artikel der Süddeutschen Zeitung von Matthias Drobinski)

Die Beichtkirche im Herzen Wiens seit 1907

Die Annakirche

ist weithin bekannt als Kirche, in der stets Beichtgelegenheit angeboten wird.

Unter Katholiken (besonders unter Priestern und Bischöfen) hört man oft die Klage: Niemand geht mehr zur Beichte!

Daher einige Gedanken zum Sakrament der Buße:

1. Viele sagen: Wozu soll ich beichten?
Ich bin ja in Ordnung; die Frage meiner Schuld mache ich mit Gott direkt aus, dazu brauche ich keinen Menschen, auch keinen Priester.
Man soll einem Menschen, der so denkt, auch nicht einreden, dass er zur Beichte gehen muss. Lange genug wurden die Menschen zum Empfang der Sakramente moralisch verpflichtet. Wie man mittlerweile sieht, war das nicht „nachhaltig“, wie man heute sagt. Wir müssen einem solchen Menschen nicht einreden: Du musst dich schuldig erfahren.
Es gibt anderseits Menschen, die zur Beichte gehen und das sehr schätzen und erleichtert werden. Sie gehen entlastet aus der Beichte in das Leben.
Die Begegnung mit Gott in diesem Sakrament kann offensichtlich hilfreich, beglückend und ein Gewinn sein.

Weitere gute Gründe, dieses Angebot der Annakirche wahrzunehmen, entdecken Sie, wenn Sie

2. Viele klagen: Ich habe keinen Menschen!
Ich habe niemanden, mit dem ich über meine Probleme reden könnte.
Es muss nicht gleich eine Beichte sein. Manche kommen in den Gesprächsraum, um sich auszusprechen. Wenn viele Leute wüssten: In St. Anna, da kannst du beichten gehen, da kannst du auch hingehen, um alles von der Seele zu reden, würden das viele vielleicht dankbar annehmen.
Es gibt viele einsame Menschen in einer Großstadt. Es gibt manche Orte, die dafür da sind, Menschen das Angebot eines Gespräches zu bieten, auch mit der Möglichkeit, sich Schuld von der Seele zu reden.

3. Warum muss ich beichten gehen?
Ich muss nicht. Aber das Angebot für Gespräch und Beichte steht! Täglich.
Für die Beichte spricht die Möglichkeit, sich Not und Schuld von der Seele zu reden. Wer Versöhnung mit Gott sucht, darf mit den Ohren vernehmen: „ Deine Sünden sind dir vergeben.“ Weil wir keine rein geistigen Wesen sind, sondern Menschen mit Leib und Sinnen, ist es befreiender, das mit den leiblichen Ohren hören zu können, als sich selbst zu sagen: „Gott vergibt mir.“ Das Ritual des Sakramentes wird der leib-seelischen Natur des Menschen gerecht.
So will ich nicht sagen: Du musst unbedingt zur Beichte gehen, aber entlastend und hilfreich kann es sein.

4. Manche möchten das Angebot für Beichte und Gespräch gerne wahrnehmen, aber sie sind unsicher.
Sie haben keine Praxis und fürchten, sich zu blamieren. Deswegen seien einige Details in der Kirche geschildert. Im „Beichtstuhl“ der Kirche St. Anna gibt es zwei Seiten. Die eine Seite ist zum Knien und anonym, die andere Seite ist ein Raum mit Sitzgelegenheit an einem Tisch. Da sitzen sich Priester und Gesprächspartner(in) gegenüber. Man darf ruhig seine Unsicherheit aussprechen und sich einfach dem Gespräch stellen. Die Priester bringen zwar Erfahrung mit, aber sie verstehen sich selbst als Suchende, die auf dem Weg sind. Sie verstehen sich nicht als Richter, sondern als Helfende.
Bei Gesprächen bemühen sie sich, mit dem Gegenüber gemeinsam zu Lösungen zu kommen.

5. In jedem Menschen, der Gespräch oder die Beichte sucht,
sehen die Priester jemanden, der leidet, Fragen hat, Kontakt sucht, an sich arbeitet, umkehren möchte, den Wunsch hat nach Versöhnung. Es kann sein, dass jemand sich schwer tut, dass er das, was in ihm vorgeht, selbst nicht richtig ausdrücken kann und einfach Hilfe will, sich klarer zu sehen. Die Priester sind keine perfekten Konfliktlöser, aber man kann sich im Gespräch gemeinsam bemühen, deutlicher zu sehen. Viele erleben im Geschenk der Versöhnung mit Gott eine große Gabe und Entlastung.
In der Begegnung in der Beichte geht es auch immer um Befreiung von Ängsten.

6. Man kann einem Menschen, der kein Schuldbewusstsein hat, nicht befehlen: „Geh beichten!“
Es muss ihn eine Not, eine Last dazu bewegen. Die Begegnungen von Schuldigen mit Jesus sind aus freien Stücken. Die stadtbekannte Sünderin sucht Jesus im Haus des Pharisäers auf, um Vergebung zu empfangen. Zachäus sucht Jesus in seinem Unbehagen mit sich, der verlorene Sohn im Gleichnis bricht von sich aus auf zum Vater, um Vergebung zu erlangen.

7. Es gibt allerdings auch den Fall, dass jemand sich für unschuldig hält und von einem anderen zur Erkenntnis seiner Schuld gebracht wird.
Dafür ist König David mit dem Propheten Natan ein gutes Beispiel. David hat die Frau des Urias geschwängert. Er will jedoch nicht, dass es ihr Ehemann Urias erfährt, und als alle Versuche, es zu vertuschen, nichts nützen, lässt er ihn im Krieg umkommen. Das hat den König David als Schuld nicht belastet. (Wozu beichten?) Da schickt Gott den Propheten Natan zu David, der ihm eine Geschichte von einem reichen Mann erzählt, der einem armen Bauern sein einziges Schaf weggenommen hat, weil er gierig danach war. David ist so erzürnt, dass er eine schwere Strafe für den reichen Bauern fordert. Damit ist er dem Natan gerade ins Messer gelaufen, denn Natan sagte zu ihm: „Du selbst bist dieser Mann!“ wegen seines Verbrechens gegenüber Urias. David hat das eingesehen und bereut und Buße getan. Er musste erst zur Erkenntnis einer Schuld geführt werden.
Das kann es heute auch geben.

P. Alois Bachinger OSFS

Die Tiefe des Gebetes

Das Gebet, in dem wir in die Tiefen Gottes hinabsteigen, ist nicht dazu da, dass wir uns in unserer Haut wohler fühlen; Beten – nicht um irgendeines Gewinnes willen, sondern um als freie Menschen in die lebendige Gemeinschaft mit Christus hineinzufinden. Wenn der Mensch versucht, diese Gemeinschaft in Worte zu fassen, ist es bewusstes Beten. Es ist kein Privileg für einige wenige. Er ist ein Weg, der gangbar ist für die Jüngsten wie für die Ältesten. Im Gebet gewinnt unser Herz Klarheit und Durchsichtigkeit. Christus ist gegenwärtig.

Frère Roger, aus dem Tagesimpuls Schott online vom 10.5.2015

Kreuzwegandacht, jeder Freitag und Sonntag in der Fastenzeit, 17.30 Uhr

Warum beten wir den Kreuzweg?

Das Osterfest ist das größte Fest der Christenheit, weil wir in diesen Tagen die endlos sich wiederholende Vergegenwärtigung Gottes in unserer Welt feiern.
Wir erinnern uns an die unerschöpfliche Liebe, mit der Jesus seine Bereitschaft gezeigt hat, die Menschen in allen ihren Eigenheiten als Brüder und Schwestern anzunehmen, und er erinnert uns daran, was wir unsererseits zur Erlösung unserer selbst und aller beitragen können.
Daher ruht die Vorbereitungszeit dafür auf den drei Säulen: Almosen, Gebet und Fasten.
Teilen mit den Mitmenschen, Betrachtung der Wege Jesu und Freimachen innerer Räume: Jedes dieser Vorhaben stützt sich auf die beiden anderen.
Und wenn wir uns – angesichts unserer Ansprüche an uns selbst – in unseren weltlichen Eigenheiten zu verheddern drohen, können wir zum Gottessohn als Vorbild und Orientierung zurückkehren.

Im Anschluss werden die 14 Stationen der Passion Christi in kurzen Texten nach Romano Guardini vorgestellt.

Allen, die lieber mit visuellen Vorlagen meditieren, seien die Kreuzwegillustrationen von Prof. Anton Lehmden in der Pfarrkirche Inzersdorf- St. Nikolaus, 1230 Wien, ans Herz gelegt.

Achtung! An den Freitag- und Sonntagabenden, an denen in der Annakirche der Kreuzweg gebetet wird, beginnt der Rosenkranz schon um 17.00 Uhr.

Einstimmungsgebet:

Herr, du hast gesagt: “Wer mein Jünger sein will, nehme täglich sein Kreuz auf sich und folge mir nach.“ Ich will jetzt Deinen Spuren nachgehen und Dir im Geist auf Deinem Leidensweg folgen. Hilf mir auch, mein Kreuz mit Dir zu tragen. Lass mich meine eigene Not darin erkennen und lehre mich verstehen, was ich gerade jetzt tun soll. Amen.

1. Station: Jesus wird zum Tod verurteilt

Jesus steht vor Gericht. Die, die ihn anklagen, sind Lügner. Der Richter ist ein charakterloser Mann. Das Verfahren spricht allem Recht Hohn. Von diesem Gericht wird der Herr eines schweren Verbrechens für schuldig erklärt. Die Strafe ist schmachvoll und schrecklich zugleich.

Wie würde sich mein Gerechtigkeitsgefühl auflehnen, wenn mir jemand eine ungebührende Strafe auferlegen wollte! Wie wehre ich mich gegen ein Unglück, wenn ich meine, ich hätte es nicht verdient. Herr, lehre mich, Dir nachzufolgen, wenn meine Stunde kommt. Amen.

2. Station: Jesus nimmt das Kreuz auf seine Schultern

Das Urteil ist gesprochen. Jesus hat es schweigend angenommen. Nun bringen sie das Kreuz. Der Verurteilte soll es selbst zur Richtstätte tragen. Der Herr nimmt das Leidensholz auf. Er lässt es sich nicht stumpf aufladen, sondern greift entschlossen an. Den Auftrag des Vaters sieht er im Kreuz: unser Heil. Das will er mit aller Kraft seines Herzens.

Herr, ein anderes ist es, in guter Stunde zu sprechen: „Ich bin bereit zu allem, was Gott will“, und ein anderes, auch wirklich bereit zu sein, wenn das Kreuz kommt. Ich will bereit sein. Mach mich stark und großmütig. Amen.

3. Station: Jesus fällt das erste Mal unter dem Kreuz

Er hat die ganze Nacht den Schlaf entbehrt und seit gestern Abend nichts gegessen. Das Kreuz ist zu schwer für ihn, die Last geht über seine Kräfte. Er strauchelt an einem Stein, oder im Gedränge stößt jemand wider ihn, und er fällt.

Herr, das Kreuz ist zu schwer für Dich. Du fällst, und raffst Dich wieder auf, und trägst es weiter. Jedes Kreuz scheint einmal über unsere Kraft zu gehen. Immer kommt einmal das müde, angstvolle Wort über unsere Lippen: „Ich kann nicht mehr.“ Du verdenkst es uns nicht, wenn wir erlahmen. Gieße mir Deine Kraft in die Seele. Dann richtet sie sich wieder empor, nimmt ihre Last auf und geht weiter.

4. Station: Jesus begegnet seiner heiligen Mutter

An einer Straßenkreuzung wird sie gewartet haben und tritt nun an den Zug heran. Sie sprechen nichts, die Mutter und ihr Sohn. Was wollten sie auch sagen? Sie sind miteinander ganz allein. Dann spricht der Blick des Herrn: „Mutter, es muss sein. Der Vater will es.“ „Ja, Kind, der Vater will es – und Du… So soll es denn geschehen.“

Herr, für mich bist Du von der Mutter gegangen. Lehre mich selbst stärker sein als Menschenliebe – und wäre sie noch so groß und rein – sobald ich in Gefahr bin, ihretwegen Dir untreu zu werden. Herr, lehre es mich tun, wie Du getan: In Liebe. Amen.

5. Station: Simon von Cyrene wird gezwungen, Jesus zu helfen

Die Soldaten der Wache sehen, dass die Kräfte des Herrn versagen. Da greifen sie einen Bauern auf, der vom Felde heimkommt, Simon mit Namen. Er soll tragen helfen. Der aber will nicht. Er ist müde, ist hungrig, will heim, essen und ruhen. Sie müssen ihn zwingen. So fasst er an, zornig, empört. Was wird das für eine Hilfe werden?

Herr, wie oft sieht ein Bedrängter sich verlassen. Allein in Schmerz, und keiner hilft. Allein in Seelenleid, und die anderen verstehen es nicht. Herr, in solchen Stunden steh’ Du bei mir. Hilf, dass ich mich mit dem Alleinsein abfinde und nicht verzage. Amen.

6. Station: Veronika reicht Jesus ihr Schweißtuch

Der Herr ist ganz verlassen. Ringsum nur Feindschaft, Grausamkeit, Herzensstumpfheit. Er ist erschöpft von Durst und Schmerz, zum Zusammenbrechen müde an Leib und Seele. Und doch – wie wach und zart ist sein Herz, dass er den armen Dienst der Frau zu würdigen vermag und göttlich dafür zu danken. Er trocknet sein Antlitz, und als er das Tuch zurückgibt, trägt es seine heiligen Züge.

O Herr, mach auch mich frei! Wenn ich in Leiden stehe und will blind und gleichgültig werden gegen die Menschen, dann hilf mir, nicht immer an mich selbst zu denken. Jeden kleinen Dienst der Liebe lehre mich sehen und dafür dankbar sein. Amen.

7. Station: Jesus fällt das zweite Mal unter dem Kreuz

Jesus ist wieder allein unter dem erbarmungslosen Volk. Mit der lautersten Liebe hat er ihnen das Reich Gottes verkündet. Und nun toben sie wider ihn, als wäre er ihr bitterster Feind. Das ist es, was ihn zum zweiten Mal zu Boden drückt. Aber gerade durch das, was sie ihm antun, will er sie erlösen! So steht er zum zweiten Mal mühsam wieder auf und geht weiter.

O Herr, könnte ich begreifen, dass mein Leiden für andere zum Segen werden und helfen kann, wo sonst nichts hilft. Mach meine Seele weit und großmütig, dass sie diese Wahrheit begreife, und gib ihr die Liebe, sie auch ins Werk zu setzen. Amen.

8. Station: Jesus spricht zu den klagenden Frauen

Jesus schleppt sich dahin… das Haupt zermartert von Dornen, der Leib zerrissen von tiefen Wunden, gequält von ätzendem Schweiß… und vor ihm das schreckliche Ende… Da stehen am Wegrand Frauen, die ihn mit vielen Worten beklagen. Doch Jesus verliert nicht die Geduld, seine Seele bleibt frei und gefasst. Er redet ruhig mit ihnen und übt sein Amt: Sie zu lehren und zurechtzuweisen.

Wäre ich in solcher Not, könnte ich dann das Wunder von Jesu Herzensfreiheit erahnen? Für jeden kommen Zeiten, da ihn schwere Leiden drücken, und alles an ihm zuckt unter ihrem Zwang. Wenn es mir einmal so ergeht, dann hilf mir, Herr, ruhig zu bleiben. Ich will den anderen gütig begegnen, auch den Unvernünftigen, Gefühllosen, Groben, wenn mir auch noch so schlimm zumute ist. Amen.

9. Station: Jesus fällt zum dritten Mal unter dem Kreuz

Bald nach dem zweiten Fall bricht Jesus zum dritten Mal zusammen. Er ist am Ende seiner Kraft. Trotzdem reißt er sich noch einmal empor und trägt das Kreuz bis zum Ziel.

Drei Mal bist Du niedergesunken, o Herr, drei Mal aufgestanden. Lehre mich begreifen, dass Du nicht verlangst, wir dürften nie schwach werden, wohl aber, wir sollen immer wieder aufstehen. Amen.

10. Station: Jesus wird seines Gewandes beraubt

Alles haben sie ihm genommen: Seine Freiheit, seine Freunde, seine Wirksamkeit. Jetzt nehmen sie ihm noch die Ehre seines Leibes. Nackt und bloß wird er der Schande preisgegeben. Aber er steht in Gottes Willen und harrt aus.

Herr, an diese bittere Stunde gemahne mich, wenn es einmal um meine Ehre geht. Wenn man mich verleumdet, meinen guten Namen antastet. Durch Dein Opfer mach mich stark in solcher Stunde. Amen.

11. Station: Jesus wird ans Kreuz genagelt

Was da geschieht, ist so schrecklich, dass man fliehen möchte. Die Schmerzen in den durchstoßenen Gliedern, am Haupt und in all den tiefen Wunden werden immer brennender, immer quälender der Durst, immer schwerer die Angst und Beklemmung des Herzens. Und er kann sich nicht helfen, sich nicht rühren, kann nichts tun, als aushalten und fühlen, wie es dem Tode zugeht.

O Herr, für jeden kommt einmal die Stunde, da er nichts mehr tun kann. Vor allem wird es in der letzten Krankheit so sein, wenn man weiß, es geht dem Ende zu. Da ist jeder angenagelt. Herr, wenn diese Stunde kommt, dann bleib Du bei mir – und mach mich stark durch Deinen Gehorsam. Amen.

12. Station: Jesus stirbt am Kreuz

Drei Stunden lang duldet Jesus. Was in dieser Zeit in der Seele Jesu vorgegangen ist, weiß kein Mensch. Da ruft er: „Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen?“ Niemand lüftet dieses Geheimnis, wie Gottes Sohn von Gott verlassen sein kann. Nur dies können wir uns sagen: Bisher hat sein Herz die Nähe Gottes als Trost und Halt empfunden. Jetzt verlässt ihn auch das. Niemand wird das ausdenken, was das heißt. Nur eines hält ihn: Seine nicht wankende Treue gegenüber der Sendung des Vaters und seine unbegreifliche Liebe zu uns.

Herr, du hast mich erlöst, dafür danke ich Dir aus Herzensgrund. Du hast mir auch gezeigt, wie ich mein eigenes Leiden tragen und überwinden kann: Durch die Liebe. Ich kann es nur tragen, wenn ich es aus der Hand des Vaters annehme wie Du, mit Dir zusammen, still und opferfreudig; mein Leiden, meine Ohnmacht, ja selbst mein Sterben darbringe für die anderen. So allein werden Leiden und Tod wahrhaft überwunden. Amen.

13. Station: Jesus wird vom Kreuz abgenommen

Der Herr hat ausgelitten: Nun ist er tot. Menschlich gesprochen, hätte er das Leben noch vor sich. Was hätte Jesus noch geschaffen, gelehrt, gewirkt und geholfen, welche göttliche Lebensfülle hätte noch aus ihm hervorblühen können, wenn er ein ganzes Menschenleben durchschritten hätte! Nun ist alles zertreten. Aber das ist die ’Torheit des Kreuzes’! Das Samenkorn musste sterben, auf dass höchstes Leben aus ihm erstehe.

Herr, das ist die Antwort auf die bittere Frage: Warum leiden müssen? Da wird alle Menschenweisheit zuschanden. Nur im Kreuz ist die Antwort. ’Das Samenkorn bleibt unfruchtbar, solange es nicht in der Erde stirbt.’ So will ich glauben, vertrauen und mich an Gott halten. Amen.

14. Station: Jesus wird ins Grab gelegt

Sie hüllen den Leib des Herrn in linnene Tücher und legen ihn in das Grab des Josef von Arimathäa. Dann fügen sie die schwere Platte in die Öffnung und gehen traurig heim. Nun ist alles still. Ein tiefer Friede liegt um das einsame Grab. Es ist der Friede der Vollendung. Aber während der Herr schläft, bereitet der Vater dem Sohne schon die Osterherrlichkeit.

O Herr, das ist die frohe Botschaft, die Du allen gebracht hast, dass nach jedem Karfreitag ein Ostern kommt. Lass mich inne werden, wie aus jeder durchkämpften Leidensstunde die Seele stärker hervorgeht, und dass, wer so mit Dir lebt und leidet, auch in der Bitterkeit teilhat an Deinem Frieden und Deiner Osterherrlichkeit. Amen.

Schlussgebet

Herr, nun gehe ich wieder in mein tägliches Leben zurück. Du hast mich gelehrt, wie ich mein Kreuz tragen soll: Im Vertrauen auf Gott und in Liebe zu ihm. Du hast mich auch gelehrt, wie ich es überwinden kann: Wenn ich es in Liebe darbringe für die anderen. So schreibe mir diese heilige Wahrheit tief ins Herz, dass ich sie nie vergesse. Und lass sie lebendig werden – besonders dann, wenn es Zeit ist, in der Stunde der Bedrängnis. Dann will ich an das denken, was Du mir heute gesagt hast, und auch danach handeln. Amen.

24 Stunden für den Herrn, 13. und 14. März 2015

Foto: Erzdiözese Wien

24h für den Herrn:
Einladung zum weltweiten Abend/Tag der Barmherzigkeit
13./14. März 2015

 

Papst Franziskus lädt in seinem Fastenbrief ausdrücklich dazu ein:

„Liebe Brüder und Schwestern, wie sehr möchte ich, dass die Orte, an denen sich die Kirche zeigt – unsere Gemeinden und besonders unsere Gemeinschaften –, zu Inseln der Barmherzigkeit im Meer der Gleichgültigkeit werden! … Unterschätzen wir nicht die Kraft des Gebetes von so vielen! Die Initiative 24 Stunden für den Herrn, von der ich hoffe, dass sie am 13. und 14. März in der ganzen Kirche, auch auf Diözesanebene, gefeiert wird, möchte ein Ausdruck dieser Notwendigkeit des Betens sein.“

Das Motto lautet: „Gott ist reich an Barmherzigkeit.“ (Eph. 2,4)

 

Gebetstag in der Annakirche: Freitag, 13. März 2015
Laudes 7.30 Uhr
Hl. Messe 8.00 Uhr
stille Anbetung bis zum Rosenkranz um 17.00 Uhr
Kreuzweg 17.30 Uhr
Abendmesse 18.00 Uhr
Anbetung „Gott ist barmherzig“ bis 19.30 Uhr
Beichtgelegenheit: 9.00 – 12.00 Uhr, 15.30 – 19.30 Uhr

Papst Franziskus zur Beichte am 12.3.2015

„Es gibt keine Sünde, die Gott nicht vergeben kann, keine!“

Das betonte Papst Franziskus an diesem Donnerstag bei einer Audienz.

„Die Sakramente sind, wie wir wissen, der Ort der Nähe und der Zärtlichkeit Gottes für den Menschen. Sie sind die konkrete Weise, in denen Gott uns begegnet, um uns zu umarmen, ohne sich unser und unserer Begrenztheiten zu schämen.“

Besonders in der Beichte sei es die Aufgabe, die Menschen in die Nähe der Barmherzigkeit Gottes zu bringen. Sie dürfe kein Ausfragen werden, sondern müsse im Gegenteil befreiend wirken.
Vor seiner Ernennung zum Weihbischof hatte Papst Franziskus selber zwei Jahre lang in Argentinien vor allem als Beichtvater gearbeitet. Weder der laxe Umgang mit Sünde noch das überstrenge Festhalten an Regeln zeige einen geschwisterlichen Umgang mit dem Beichtenden. Es gehe darum, die Büßenden an die Hand zu nehmen und zur Bekehrung zu begleiten, das sei wahre Barmherzigkeit.

„Aber auch euch Beichtvätern sage ich: Lasst euch selbst vom Sakrament der Beichte erziehen!

Wie viel können wir doch lernen von der Bekehrung und der Reue unserer Brüder und Schwestern! Sie treiben uns an, selber auch eine Gewissenserforschung zu machen. Liebe ich denn den Herrn genauso wie diese alte Frau? Ich, der Priester, der ich Diener der Barmherzigkeit bin, bin ich bereit zur selben Barmherzigkeit, wie ich sie im Herz dieses Menschen in der Beichte sehe? Bin ich Beichtvater bereit, dieselbe Bekehrung zu machen, wie ich sie in diesem Menschen in der Beichte sehe, dem ich diene?“

Papst Franziskus erinnerte abschließend daran, dass in der Beichte nichts durch eigene Vollmacht geschehe, der Blick müsse immer auf Gott gerichtet bleiben. Weder durch theologische, psychologische noch durch juristische Kompetenz erlange man das Amt, sondern durch die Gnade und Liebe Gottes.

„Wir dürfen diesen Blick auf Gott nie verlieren, der uns wirklich demütig macht, der uns unsere Schwestern und Brüder wirklich annehmen lässt, die zum Beichten zu uns kommen.“

Jahreswende

Monatsgedanken Jänner 2015

Neujahr gilt als Fest. – das Fest ist aber, wenn man es recht bedenkt, sehr sonderbar. Der Neujahrstag wird nicht durch die Natur begründet. Kein Geschehen im Zusammenhang der Dinge trägt ihn; weder im Gang der Sonne noch in dem der Vegetation. … Aber auch die Kirche hat ihn nicht eingesetzt, sondern sie hat sich – und das nur zögernd – einem Brauch angeschlossen, den sie im bürgerlichen Leben vorfand, nämlich in der Zeitordnung der Römer. Neujahr ist ein Tag der Konvention: man hat sich darauf geeinigt, am ersten Jänner solle das neue Jahr beginnen.

Es ist ein sonderbarer Tag; und sonderbar ist auch die Weise, wie sich die Menschen an ihm benehmen. Eigentlich sollte man denken, sie hielten inne und würden ernst. Es ist doch ein Stück Leben vergangen, und zwar ein beträchtliches.

Bedenke: Als Gott mich schuf, hat Er mit mir etwas im Sinn gehabt. Er hat gewollt, ich solle zu etwas werden, das nicht nur für mich, sondern auch für die Welt Unersetzbares bedeuten würde, ja an dem Er selbst Freude haben könne. Die Schrift nennt es das Gott-Ebenbild. …

Woher erfahre ich aber, was Er von mir verlang? Wie komme ich hierüber mit ihm ins Einvernehmen? Durch die Situation, in die Er mich jeweils stellt.

Romano Guardini, Nähe des Herrn, S. 76 ff
Siehe auch: www.osfs.eu Ein Wort zum Tag

Die Ehre des Sohnes ist auch die der Mutter!

Lourdesgrotte Maria Gugging

Sagen wir nun etwas über die Verehrung, die wir für die heilige Jungfrau haben müssen. Die Weltleute stellen sich gewöhnlich vor, die Verehrung unserer lieben Frau bestehe darin, einen Rosenkranz am Gürtel zu tragen, und es scheint ihnen zu genügen, davon einen Teil zu beten, ohne sonst etwas zu tun. Darin täuschen sie sich sehr. Unsere teure Herrin will ja, dass man tut, was ihr Sohn befiehlt (Joh 2,5), und sie betrachtet als ihr selbst erwiesen die Ehre, die man ihrem Sohn erweist, wenn man seine Gebote beobachtet.

Dafür gibt es Beispiele. Ich will mich damit begnügen, davon eines oder zwei zu nennen. Als die Mutter des Kaisers Nero, dieses Unmenschen, der die Kirche Gottes so schwer verfolgt hat, mit ihm schwanger war, ließ sie die Zauberer und Wahrsager kommen, um zu erfahren, was aus ihrem Kind werde. Als sie befragt wurden, wahrsagte einer von ihnen, dieses Kind werde Kaiser sein, herrschen und groß sein. Ein anderer jedoch, der bemerkte, dass ihr das schmeichelte, sagte ihr, er werde wirklich Kaiser sein, doch sobald er es sei, werde er sie töten lassen. Da antwortete diese bedauernswerte Mutter: Das macht nichts, „wenn er nur herrscht“ (Tacitus). Seht, wie die stolzen Herzen nach Ehren und Vergnügungen verlangen, die ihnen oft schädlich sind.

Wir haben ein anderes Beispiel im 1. Kapitel des 1. Buches der Könige. Dort wird berichtet, dass die Königin Batseba David aufsuchte und vor ihm mehrere Kniefälle und Ehrenbezeugungen machte. Als der König das sah, erkannte er, dass sie etwas begehrte, und fragte sie, was sie wünsche. Batseba antwortete: Herr, dass mein Sohn nach dir König sei. Wenn nun die Mütter natürlicherweise so sehr wünschen, dass ihre Kinder herrschen und geehrt werden, mit wieviel mehr Recht dann unsere liebe Frau, die weiß, dass ihr Sohn Gott ist. Die Ehre des Sohnes ist auch die der Mutter.

(aus einer Predigt des Hl. Franz v. Sales zum Fest Maria Immaculata, DASal 9,336)
Siehe auch: www.osfs.eu