Archiv der Kategorie: Geschichte

Aus der Geschichte der Kirche und des Ordens

Frankreichs Kirchenpolitik um 1900

Die Oblaten des heiligen Franz von Sales gründete Louis Brisson (1817 – 1908) in Troyes, Frankreich. 1875 erhielt unsere Kongregation die päpstliche Anerkennung.

Die politische Lage war damals in Frankreich ausgesprochen kirchenfeindlich. Die Kirche war in der Zeit vor dem Deutsch – Französischen Krieg von 1870/71 royalistisch. Nach der Gefangennahme Napoleons III. regierten die Republikaner in Paris. Papst Leo XIII. ermutigte die französischen Bischöfe zu einer regierungsfreundlichen Einstellung. Dennoch steuerte Ministerpräsident Pierre Waldeck-Rousseau (1846 – 1904) einen kirchenfeindlichen Kurs. Er wollte die Republik stabilisieren, außerdem wollte er alle Ordensschulen verstaatlichen. Mit seinen Vereinsgesetzen von 1899 bezeichnete er die Ordensgelübde als gesetzeswidrig, sittenwidrig und unerlaubt. Im Interesse der wahren Freiheit und zum Schutz des Gemeinwohles sollten Vereine wie die katholischen Orden abgeschafft werden. Die Ordensgelübde legten es darauf an, die Initiative und die Schaffenskraft ihrer Mitglieder zu vernichten. Sie seien eine Art Gegenrevolution zu den Prinzipien der republikanischen Ordnung.

Émile Combes (1835 – 1921) folgte Waldeck-Rousseau als Ministerpräsident (1902 – 1905). Dieser ehemalige Priester und Hochschullehrer der Assumptionisten in Nîmes verkündete als Ziel seiner Regierung, die Kirche vollständig aus dem öffentlichen Leben Frankreichs zu verbannen.

Seine Regierungsschritte:
1. Juli 1902: Schließung der ca. 3000 nicht staatlich genehmigten kirchlichen Schulen. Dies führte zu heftigen  öffentlichen Protesten – 74 Bischöfe unterzeichneten eine „protestation“.
2. Daraufhin Einstellung der Besoldung von Bischöfen durch die Regierung.
3. März 1903: Auflösung aller männlichen Ordensgemeinschaften
4. Juli 1903: Auflösung aller weiblichen Ordensgemeinschaften
5. 7. Juli 1904: Verbot der Neugründung von Ordensgemeinschaften

Pater Joseph Lebeau OSFS war ab 1896 in Wien.

Festmesse 500 Jahre Annakirche, 16. 05. 2014, 18.00 Uhr

Laut historischen Recherchen wurde im Jahr 1514 der Grundstein für die Kirche St. Anna in Wien gelegt –
Grund genug, ausgiebig Dank zu sagen für 500 Jahre wechselvoller Geschichte der Gottesdienststätte und für die Fürsprache ihrer Patronin, zu der die Wienerinnen und Wiener stets gerne Zuflucht genommen haben.

Wie bei allen Feiern in der Annakirche mündeten fleißige Vorbereitung und tatkräftige Zusammenarbeit am 16. Mai in eine denkwürdige Hl. Messe, für die als Hauptzelebrant und Festprediger der emeritierte Wiener Weihbischof DDr. Helmut Krätzl gewonnen werden konnte.

Es war nicht sein erster Besuch und sicherlich auch nicht sein letzter, denn es war ihm eine sichtliche Freude, mit so vielen Mitbrüdern, Mitwirkenden und Gästen das zu tun, wofür eine Kirche da ist: Eucharistie zu feiern.

Sie alle waren zusammengekommen: zahlreiche Mitbrüder aus dem Orden der Oblaten des hl. Franz von Sales, für welchen die Annakirche 1898 erster Zufluchts- und Wirkungsort im deutschsprachigen Raum gewesen war, allen voran der gegenwärtige Provinzial P. Thomas Vanek; Mit-Schwestern Oblatinnen des hl. Franz von Sales; Nachbar und Pfarrer, Augustinerpater Matthias Schlögl; treue Annakirchenbesucherinnen und -Besucher und Gäste aus befreundeten Kirchengemeinden; die Choralschola St. Anna mit der Messe brève no. 4 in C; Vertreter der ebenfalls schon seit über 80 Jahren im Haus untergebrachten Pfadfindergruppe XV; der eine oder andere von seinen Mitmenschen noch gar nicht als ernsthafter Jesusnachfolger wahrgenommene Zachäus; aber ganz sicher auch die unsichtbar über alles wachende Heilige elterlich fördernder Liebe, St. Anna.

Deo gratias für das großartige Fest, das sich in einer Agape in den Klosterräumlichkeiten fortsetzte und das sich – als Tüpfelchen auf dem i – optisch ein wenig unterschied von den jährlich wiederkehrenden Gedenkanlässen durch die diesmal nicht aus dem eigenen reichhaltigen Fundus stammenden Messgewänder!

Unser spezieller Dank gilt wieder Mag. Thomas Neunteufel für die Bilder und Aufzeichnungen von der Festpredigt (Teil 1 Teil 2)!

 

500 Jahre Annakirche 1514 – 2014

1514 wurde der Grundstein für die Annakirche gelegt (Dehio, I. Bezirk). Als Dank für diese 500 Jahre Annakirche feierten wir am 16. Mai 2014 um 18 Uhr mit em. Weihbischof DDr. Helmut Krätzl eine Festmesse.

1415 erwirbt die Bürgersfrau Elisabeth Wartenauer einen Grundstückskomplex mit Gebäuden in der Kärntnerstraße, Johannes- und Annagasse. In einem dieser Gebäude eröffnet sie ein „Pilgramhaus“, also ein Hospiz für Pilger und Obdachlose.

Der genaue Tag der Grundsteinlegung der gotischen Annakirche ist nicht bekannt. Doch existieren im Wiener Stadtarchiv, untergebracht im Gasometer, Baurechnungen, die lt. dem Historiker Gerhard Schmidt auf eine Grundsteinlegung im Jahre 1514 schließen lassen.

Zum Annafest 1518 wurde die Kirche geweiht. Bischof der damals noch sehr kleinen Diözese Wien war Georg Slatkonia (1456 – 1522).

Nach der Türkenbelagerung von 1529 versiegte der Pilgerstrom. Klarissinnen zogen im Pilgramhaus ein, sie starben aus. Auch andere Institute schrumpften: Ein Jahr nach der Türkenbelagerung von 1529 hatte die Wiener Universität nur noch 30 Studenten, die juridische Fakultät war aufgelöst worden und an der theologischen Fakultät fanden in manchen Jahren überhaupt keine Vorlesungen statt.

1551 kamen die Jesuiten nach Wien, von 1573 bis 1773 betreuten sie die Annakirche. In der Glanzzeit bildeten die Jesuiten 90 Novizen in St. Anna aus.

Seit 1897 betreuen die Oblaten des hl. Franz von Sales die Annakirche.
Wie kamen die Oblaten nach Wien? Zu dieser Zeit suchte die antiklerikale Regierung die Ordensleute aus Frankreich zu vertreiben. 1903 wurden alle Orden aus Frankreich ausgewiesen.
Pater Joseph Lebeau war als erster Oblate Kirchenrektor von St. Anna.

Zum festlichen Anlass wurde ein neuer Kirchenführer erstellt, den Sie am Schriftenstand erwerben können.

Die wichtigsten Lebensdaten des heiligen Franz von Sales (1567-1622)

1567 21. August: Geburt auf Schloss Sales bei Thorens in Savoyen
1573-78 Schulausbildung in La Roche und Annecy
1578-88 Studium in Paris
1586/87 „Krise von Paris“: Franz von Sales findet zu seinem optimistischen Gottes- und Menschenbild, das ihn ein Leben lang prägen wird
1588-91 Studium in Padua
1591 5. September: Promotion zum Doktor des kirchlichen und weltlichen Rechtes
1593 18. Dezember: Priesterweihe in Annecy und Ernennung zum Dompropst der Diözese Genf/Annecy

1594-98 Erfolgreiche Missionierung im Chablais
1595 25. Januar: Beginn der Flugblattaktion zur Glaubensverkündigung
1598/99 Ad-limina-Besuch in Rom im Auftrag seines Bischofs Claude de Granier und Bischofsexamen, Ernennung zum bischöflichen Koadjutor mit dem Recht auf Nachfolge
1601/02 1. diplomatische Reise nach Paris, um mit König Heinrich IV. von Frankreich die Rekatholisierung der zu Frankreich gehörenden Teile der Diözese Genf zu besprechen
1602 8. Dezember: Bischofsweihe in Thorens
1604 5. März: Erste Begegnung mit Johanna Franziska von Chantal in Dijon
1609 Sein Bestseller „Philothea“ oder „Anleitung zum frommen Leben“ erscheint in Lyon
1610 6. Juni: Gründung der Heimsuchungsschwestern oder „Salesianerinnen“
1616 31. Juli: Sein theologisches Hauptwerk „Theotimus“ oder „Abhandlung über die Gottesliebe“ erscheint in Lyon
1618/19 2. diplomatische Reise nach Paris. Anlass war die Vermählung von Prinz Victor Amadeus von Savoyen mit Prinzessin Christine von Frankreich, der Schwester König Ludwigs XIII.
1622 28. Dezember: Tod in Lyon im Alter von 55 Jahren an den Folgen eines Schlaganfalls
1623 Januar: Übertragung und Beisetzung des Leichnams in Annecy.

Haupttätigkeiten als Bischof: Umsetzung der Reformen des Trienter Konzils, Reform der Klöster und des Klerus, Visitationen aller 311 Pfarrkirchen seiner Diözese, Gründung von 13 Klöstern der Heimsuchung, Katechismusunterricht und Förderung der Bildung bei Alt und Jung, Berater in Streitfällen u. politischen Auseinandersetzungen, Rückführung der Calviner zum katholischen Glauben, mehr als 3000 Predigten, Geistliche Begleitung zahlreicher Frauen und Männer.

1661 28. Dezember: Seligsprechung durch Papst Alexander VII.
1665 19. April: Heiligsprechung durch Papst Alexander VII.
1877 19. Juli: Erhebung zum Kirchenlehrer durch den Sel. Papst Pius IX.
1923 26. Januar: Bestimmung zum Patron der Schriftsteller und Journalisten durch Papst Pius XI.

Ebenso: Patron der Gehörlosen und der Städte Genf, Annecy, Chambery.
Gedenktag: 24. Januar

Seligsprechung P. Louis Brisson (1817-1908), 22.09.2012

Louis Alexander Brisson

Gründer der Oblatinnen und Oblaten
des hl. Franz von Sales

Wir freuen uns sehr: Unser Ordensgründer wird am 22. September 2012 in der Kathedrale von Troyes selig gesprochen.

Louis Alexander Brisson: Geboren am 23. Juni 1817 in Plancy, Campagne, Frankreich. Am 18. Dezember 1840 wurde er zum Priester geweiht. Er war Lehrer und Beichtvater im Kloster der Heimsuchung. Er hatte ein soziales Herz und schuf ein Heim für die Arbeiterinnen in den Textilfabriken von Troyes. Es gelang ihm, seine ehemalige Schülerin Leonie Aviat als Leiterin dieser Heime zu gewinnen. 1868 gründete er mit ihr die Oblatinnen des hl. Franz von Sales. Leonie Aviat wurde am 25. November 2001 heilig gesprochen.

1875 gründete er die Kongregation der Oblaten des hl. Franz von Sales, deren Mitglieder sich der Erziehung sowie der Seelsorge widmen. Gestorben ist er am 2. Februar 1908 in Plancy.

Gott segnet die liebenden Herzen

Louis Brisson sagte ganz im Geiste des hl. Franz von Sales, der sein Leben begleitete: „Statt die Schranken eurer Liebe mehr und mehr einzuengen, solltet ihr sie immer mehr erweitern; so werdet ihr Gottes Segen ernten, denn Gott segnet nun einmal die liebenden Herzen.“

Eine erfreuliche Nachricht für die Oblaten des heiligen Franz von Sales

Die Leitung unseres Ordens konnte uns mitteilen, dass unser Ordensgründer P. Louis Brisson am 22. September 2012 in Troyes (Frankreich) seliggesprochen wird.

Wir heißen zwar „Oblaten des heiligen Franz von Sales“, aber Franz von Sales ist nicht unser Gründer. Dieser Heilige (1567-1622) hat den Orden von der Heimsuchung Mariens gegründet (Salesianerinnen). Franz wollte auch einen Männerorden gründen, ist aber seines frühen Todes wegen nicht mehr dazu gekommen.

Die Schwester Maria Salesia Chappuis hat sich daran erinnert und den Spiritual ihres Klosters in Troyes, Louis Brisson, bearbeitet, den von Franz beabsichtigten Orden zu gründen. Louis Brisson hat sich dagegen heftig gesträubt, hat sich jedoch nach Jahrzehnten überzeugen und bewegen lassen, diesen Impuls zu verwirklichen. Das Datum der kirchlichen Anerkennung des Ordens liegt im Jahr 1875.

Lange Jahre hat sich unsere Gemeinschaft, zusammen mit den Oblatinnen des heiligen Franz von Sales, darum bemüht, seine Anerkennung durch die Kirche als Seligen zu erreichen. Nun ist es so weit und wir freuen uns alle.

Das Logo der Seligsprechung ist das Kreuz mit Rädern einer Uhr.

Louis Brisson war nicht nur ein engagierter Seelsorger, sondern auch ein begabter Mathematiker. Er hat Uhren gebastelt, die nicht nur die Tageszeit am Ort anzeigten, sondern Bewegungen und Zeiten in aller Welt. Sie werden bis heute bestaunt und bewundert. Louis Brisson hat einmal zum Grund seiner Bastelei geschrieben:

Wisst ihr, warum ich diese Uhren mache? Weil sie ein Bildnis dessen wiedergeben, was Gott geschaffen hat. Je vollkommener das Uhrwerk, desto mehr ähnelt es der Schöpfung Gottes. Die Bewegungen der Erde und der Sterne bestimmen und begleiten unser Leben. Die Uhr tickt weiter, bis die Stunde angebrochen ist, in der wir diese Welt verlassen und in Gott aufgenommen werden, wo es keine Zeit mehr gibt. Ich arbeite gerne an einer solchen Uhr, für mich ist das entspannend und ich finde Gott darin wieder.“

http://www.louisbrisson.org/

Pater Thomas Vanek osfs, Provinzial

P. Vanek bei seiner Predigt
in Fockenfeld, 22.8.2009

Seit 1. Juli 2009 gibt es im Orden der Oblaten des hl. Franz von Sales nur mehr eine deutschsprachige Provinz.
Der neue Provinzial ist Pater Thomas Vanek. Er war zuvor in Ried im Innkreis, in Eichstätt/Bayern und als Hausoberer und Religionsprofessor an unserm Gymnasium in Dachsberg, O.Ö., tätig.

Er löst Pater Konrad Haußner als Provinzial ab, der in den letzten zwölf Jahren unsere Provinz leitete und nun seinem Ruf nach Düdingen in die Schweiz folgt.

Konzelebration in Fockenfeld

                    Vivat Jesus!

 

 

 

Die Kirche St. Anna

Unsere Kirche ist leicht zu finden. Sie gehen von der Staatsoper in der Kärntnerstraße Richtung Stephansdom. Die dritte Gasse nach rechts ist die Annagasse. Wenn Sie Ihre Augen erheben, sehen Sie einen Kirchturm. Der gehört zur Annakirche.

1518 wurde am St. Anna Tag (26. Juli) die gotische Annakirche eingeweiht.Von 1582 – 1773 gehörte die Annakirche den Jesuiten. 1632-1633 erhielt die Kirche eine frühbarocke Ausstattung. Nach einem Brand schuf Daniel Gran 1751 die Deckenfresken und das Hochaltarbild.

Ab 1897 wirkt hier die Kongregation der Oblaten des hl. Franz von Sales. 1906 werden die Oblaten die Eigentümer der Annakirche. Seit dieser Zeit wird hier täglich Beichte als Dienst der Versöhnung angeboten. Außerdem ist seit dieser Zeit täglich das Allerheiligste in der Monstranz zur Anbetung ausgesetzt.

Seit 2004 bieten wir als dritte Säule Möglichkeiten der Begegnung an. Unsere spirituellen und therapeutischen Begegnungsangebote finden Sie im aktuellen Folder “Manna” unter Downloads bzw. im Terminkalender.

Unsere Anschrift:

Kirche St. Anna, Annagasse 3b, 1010 Wien
Telefon: 01 512 47 97, FAX DW 26
Kirchenrektor: P. Dr. Maximilian Hofinger osfs
Email: hofinger@osfs.at