Archiv der Kategorie: Spiritualität

Anbetung bewirkt Wahrheit

Monatsgedanken November 2014

Anbetung ist der lebendige Vollzug der Tatsache, dass Gott einfachhin „groß“, der Mensch aber ebenso einfachhin „klein“ ist. Die Anbetung sagt: „Du bist Gott, ich bin der Mensch. Du bist der wahrhaft Seiende, wesenhaft und ewig, ich bin durch Dich und vor Dir.

Der Sinn meines Daseins kommt mir durch Dich; ich lebe aus Deinem Licht, und die Maße meines Daseins sind in Dir.

Die Anbetung ist von größter Wichtigkeit nicht nur für das religiöse, sondern auch für das geistige Leben des Menschen.

So müssen wir die Anbetung üben: Uns sammeln, in der Sammlung uns die Größe Gottes vergegenwärtigen, vor dieser Größe uns in Ehrfurcht und in der Freiheit unseres Herzens neigen. Dann wird Wahrheit in uns, Wahrheit des Lebens. Die Beziehungen des Daseins kommen in Ordnung, und die Maße werden richtig gestellt. Diese Wahrheit wird uns wohltun. Sie wird das, was durch die Verwirrung und den Trug des Lebens durcheinandergebracht ist, wieder zurechtrücken. Wir werden geistig gesunden und neu beginnen können.

Romano Guardini, Vorschule des Betens
Siehe auch: www.osfs.eu

Christus, das Ursakrament

Christus, das Ursakrament

Das neue Gotteslob hilft uns, die Sakramente besser zu verstehen und aus ihnen zu leben. Dort lesen wir: „In den Sakramenten begegnen die Menschen Christus selbst. Er ist das ‚Ursakrament‘, in dem die Gnade Gottes in ihrer ganzen Fülle erschienen ist. Durch den Heiligen Geist bleibt er in der Kirche, dem ‚Grundsakrament‘, gegenwärtig. Die sieben Sakramente sind wirksame Zeichen der Gnade und Liebe Gottes. Sie entfalten in den liturgischen Feiern die sinnenhafte Zuwendung Gottes zu den Menschen. Sie setzen den Glauben voraus, zugleich nähren und stärken sie ihn“ (GL 570/1).

Anregung zur Feier der hl. Beichte finden Sie im Gotteslob:
Nr. 593 – 601

Erforschung des Gewissens: „Wenn ich mein Gewissen erforsche, nehme ich eine Standortbestimmung vor, die Klarheit über mein Tun und Lassen, über meine Motive und Ziele gibt. Ich horche auf mein Innerstes und spüre der Stimme in mir nach, der Stimme meines Gewissens. Denn im Inneren seines Gewissens entdeckt der Mensch ein Gesetz, das er sich nicht selbst gibt, sondern dem er gehorchen muss und dessen Stimme ihn immer zur Liebe und zum Tun des Guten und zur Unterlassung des Bösen anruft. Das Gewissen ist die verborgenste Mitte und das Heiligtum im Menschen, wo er allein ist mit Gott, dessen Stimme in diesem seinem Innersten zu hören ist“ (GL 593/4).

Sammelt euch Schätze im Himmel

Monatsgedanken Oktober 2014

„Sammelt euch Schätze im Himmel“ (Mt 6,20)

Ein einziger Schatz genügt nach dem Willen dieses göttlichen Liebhabers nicht. Er will, dass wir viele Schätze besitzen, dass unser Schatz aus vielen Schätzen bestehe. Das will heißen, Theotimus, dass wir ein unersättliches Verlangen haben sollen, Gott zu lieben, um immerfort Liebe auf Liebe zu häufen.

Was treibt die Bienen mehr an, ihren Honig zu vermehren, als die Liebe, die sie zu ihm haben? Herz meiner Seele, das du geschaffen bist, um das unendliche Gut zu lieben, welche Liebe könntest du dir wünschen, wenn nicht diese, welche die wünschenswerteste von allen ist? Seele meines Herzens, welchen Wunsch könntest du lieben, wenn nicht den liebenswertesten von allen Wünschen? O Liebe zu den heiligen Wünschen, o Wünsche nach der heiligen Liebe! Wie sehr hat mich danach verlangt, eure Vollkommenheit zu ersehnen (Ps 119,20).

Der von Widerwillen erfüllte Kranke hat keinen Appetit, aber er wünscht es, ihn zu haben; er hat kein Verlangen nach Fleisch, aber er möchte dieses Verlangen haben. Theotimus, es liegt nicht in unserer Macht zu wissen, ob wir Gott über alles lieben, wenn Gott es uns nicht selbst offenbart. Wir können aber wohl wissen, ob wir danach verlangen, ihn zu lieben. Fühlen wir in uns das Verlangen nach der heiligen Liebe, so wissen wir, dass wir zu lieben beginnen.

Franz von Sales, Theotimus XII, 2

Mehr Anregungen von und über den Heiligen: Ein Wort zum Tag

Oblatenwallfahrt, Samstag, 4. Oktober 2014

Die gemeinsame Wallfahrt um geistliche Berufe der Oblatinnen und Oblaten des hl. Franz von Sales und aller Pfarren und kirchlichen Einrichtungen, die sie betreuen, findet traditionell am 1. Samstag im Oktober statt.

Die Fußwanderung führte heuer bei warmem, aber windigem und leider diesigem Wetter von St. Michael am Bruckbach nach Seitenstetten.

Als Alternative konnten das Benediktinerstift und sein beeindruckender Barockgarten oder die Stadt der Türme, Waidhofen/Ybbs, erkundet werden.
Um 14.30 Uhr trafen sich alle wieder zur gemeinsamen Messe in der Stiftsbasilika, die musikalisch von der Franz-von-Sales-Combo (Wien X) gestaltet wurde. Den ebenso traditionellen Ausklang des Tages bildete die Begegnung  bei einem Mostheurigen.

Wir freuen uns, wenn Sie sich diesen Termin auch für das nächste Jahr schon vormerken, um mit uns einen Tag in der salesianischen Spiritualität zu verbringen und Neuigkeiten aus den verschiedenen Standorten der beiden verschwisterten Orden auszutauschen!

Die Einladung und nähere Details zum Ablauf des Tages finden Sie hier
Ein herzlicher Dank für die Fotodokumentation des Tages geht an Herrn Herbert Eidkum.

Oblatengebet mit Noviziatsaufnahme, Do., 11.9.2014, 18.30 Uhr

Regelmäßig treffen sich die in Wien tätigen Oblaten des hl. Franz von Sales zu spirituellem Austausch und gemeinsamem Gebet um geistliche Berufe.

Der Abend findet abwechselnd in den vom Orden betreuten Kirchen statt, diesmal in der Pfarre zum Hl. Franz von Sales, 1100 Wien, Holeyplatz 1.

Diesmal konnte ein besonders freudiger Anlass gefeiert werden: Um 18.30 Uhr begann die feierliche Vesper, bei der Thorsten Rabel als Novize in den Orden aufgenommen wurde. In einer sehr berührenden freien Rede bezeugte er seine Berufung, daran mithelfen zu wollen, Gott den Mitmenschen näherzubringen und das im Gemeinschaftsverband der Oblaten des Hl. Franz von Sales tun zu wollen.

Im Beisein und zur großen Freude des Provinzials P. Thomas Vanek OSFS erhielt Thorsten Rabel vom Novizenmeister des Ordens, Br. Hans Leidenmühler, neben der Einkleidung das Direktorium des hl. Franz von Sales, die Ordensregeln im Geiste des heiligen Bischofs.
Anschließend wurde im Pfarrsaal bei einer Agape weitergefeiert.

Wir freuen uns über diesen Neuzuwachs, bitte beten Sie weiter mit mit uns!

Glaube wächst im Gebet

Franz von Sales ebnet in seiner Philothea „Wege der Freundschaft mit Gott“.

Im Gebet wächst diese Freundschaft. Wer betet, erlebt bewusst Gottes Gegenwart. Testen Sie bitte, ob auch für Ihre Seele gilt, was bei ihm zu lesen ist: „Das Gebet – vorausgesetzt, wir üben es täglich – macht den Weg frei, so dass uns das göttliche Licht berühren und unsere Innerlichkeit die Wärme göttlicher Liebe spüren kann. Das Gebet ist eine Segen bringende Quelle, die unser Leben zum Grünen, Blühen und Fruchten bringt, vorher aber den Boden von allem Unguten und von Wachstum hindernden Dingen befreit. Indem wir unsere Seele unter den Einfluss der Wahrheit und der Liebe Gottes stellen, fällt alles ab, was Gott missfällt.

Es ist empfehlenswert, mit der Betrachtung zu beginnen – besonders mit der Betrachtung des Lebens und Leidens Jesu Christi. Wenn du den Herrn in den Mittelpunkt stellst und nicht dein Ich, wird deine Seele von ihm erfüllt. Du wirst mehr und mehr dein Fühlen, Denken, Sprechen und Handeln von ihm her gestalten und dich von ihm formen lassen. Das Erste, das bei jedem Gebet geschieht, ist das Freiwerden von allem, was nicht zu uns gehört und was uns belastet.

Die Mystik nennt es den Weg der Reinigung. Jesus ist die sprudelnde Quelle, deren Wasser uns von allem rein wäscht und uns ewiges Leben schenkt.

Annafest 2014: Ein Familienfest

Annafest, 26. Juli 2014, 18.00 Uhr

Kinder können ihre Beziehung zu Gott auf eine besonders schöne und stabile Art aufbauen, wenn sie ihnen auf liebevolle Weise bereits von ihren Eltern und Großeltern vorgelebt wird.
Obwohl man von ihnen historisch fast nichts weiß, wirft es demnach auch ein besonderes Licht auf Joachim und Anna, dass sie ihre Tochter Maria in einer Atmosphäre aufwachsen ließen, die diese ja sagen ließ zu der Berufung, welche sie letztlich zu den Großeltern des Gottessohnes machte.

Bevor der Grundstein für St. Anna gelegt wurde, befand sich auf dem Areal bereits ein Pilgerhaus. Als der Orden der Oblaten des hl. Franz von Sales rund 400 Jahre später hier eine neue Heimat fand, machte er es sich zu seiner Aufgabe, die Tradition dieser Offenheit für Suchende zu bewahren.
Und so freute es den gegenwärtigen Provinzial P. Thomas Vanek OSFS ganz besonders, das Patrozinium der Kirche in einer großen Familie an Mitbrüdern und mitfeiernden Gottesdienstbesuchern zu zelebrieren.
Der Hausobere P. Alois Bachinger bedankte sich bei allen Mitwirkenden, ganz besonders den Mesnern und Sakristanen, der musikalischen Gestaltung durch die Choralschola St. Anna, der Organisation der Agape durch die Pfadfinderinnen und Pfadfinder und allen Gläubigen, die „ihrer“ Heiligen, die sie das ganze Jahr über gerne besuchen, an diesem Tag auch treue Ehre erwiesen.

Im Hof des Ordenshauses fand das Fest noch seinen Ausklang für alle bei Speis, Trank und Geplauder, wie bei einer großen Familienzusammenkunft eben, wo man nicht alle kennt, nicht mit allen gleich gut auskommt, aber weiß, dass man zusammengehört, weil nun einmal alle dieselbe Verwurzelung haben.

Einen optischen Eindruck vermittelt wie immer auch unsere kleine Bildgeschichte!

Familie und Communio

Monatsgedanken Juni 2014

Die Familie macht eine tiefe kulturelle Krise durch wie alle Gemeinschaften und sozialen Bin­dungen. Im Fall der Familie wird die Brüchigkeit der Bindungen besonders ernst, denn es handelt sich um die grundlegende Zelle der Gesellschaft, um den Ort, wo man lernt, in der Verschieden­heit zusammenzuleben und anderen zu gehören, und wo die Eltern den Glauben an die Kinder weitergeben. Die Ehe wird tendenziell als eine bloße Form affektiver Befriedigung gesehen, die in beliebiger Weise gegründet und entsprechend der Sensibilität eines jeden verändert werden kann. Doch der unverzichtbare Beitrag der Ehe zur Gesellschaft geht über die Ebene der Emo­tivität und der zufälligen Bedürfnisse des Paares hinaus.

Wie die französischen Bischöfe darlegen, geht sie nicht hervor aus dem Gefühl der Lie­be, das definitionsgemäß vergänglich ist, sondern aus der Tiefe der von den Brautleuten übernom­men Verbindlichkeit, die zustimmen, eine umfas­sende Lebensgemeinschaft einzugehen.

Der postmoderne und globalisierte Indi­vidualismus begünstigt einen Lebensstil, der die Entwicklung und die Stabilität der Bindungen zwischen den Menschen schwächt und die Na­tur der Familienbande zerstört. Das seelsorgliche Tun muss noch besser zeigen, dass die Beziehung zu unserem himmlischen Vater eine Communio fordert und fördert, die die zwischenmensch­lichen Bindungen heilt, begünstigt und stärkt.

  Papst Franziskus: Evangelii gaudium Nr. 66f

 

Die hl. Kommunion macht immun gegen die Sünde

König Mithridates VI. (132 – 63 v.Chr.) schrieb ein Buch über Gifte, und es wird erzählt, er habe sein Leben lang bestimmte Gifte eingenommen, mit denen er seinen Körper derart stabilisierte, dass keine Möglichkeit mehr bestand, ihn zu vergiften.
Durch die Einsetzung der heiligen Eucharistie kommt uns der Heiland immer und überall entgegen. Wenn wir uns ihr öffnen und sie empfangen, schenkt er uns Immunität gegen die Sünde und ewiges Leben.
Brot, das vom Himmel herabkommt, ist das, nach dessen Genuss man nicht mehr stirbt.

  Franz von Sales, Philothea 3,20

 

Ich glaube an das Leben

Ich glaube an das Leben
an den bejahten Anfang
an die erkämpften Schritte
an die ertrotzten Irrwege
an die geleiteten Wege

Ich glaube an das Leben
an seine bunte Vielfalt
an seine geschenkten Möglichkeiten
an sein gelassenes Fortschreiten
an seine glückliche Zukunft

Ich glaube an das Leben
an die verschwindenden Schatten
an die überwundenen Hürden
an die gesprengten Fesseln
an die versprochene Auferstehung

Irene Unterkofler

Die Lunge des Gebetes

Evangelisierende mit Geist sind Verkünder des Evangeliums, die beten und arbeiten. Vom Gesichtspunkt der Evangelisierung aus nützen weder mystische Angebote ohne ein starkes soziales und missionarisches Engagement noch soziales oder pastorales Reden und Handeln ohne eine Spiritualität, die das Herz verwandelt.

Diese aufspaltenden Teilangebote erreichen nur kleine Gruppen und haben keine weitreichende Durchschlagskraft, da sie das Evangelium verstümmeln.

Immer ist es notwendig, einen inneren Raum zu pflegen, der dem Engagement und der Tätigkeit einen christlichen Sinn verleiht. Ohne längere Zeiten der Anbetung, der betenden Begegnung mit dem Wort Gottes, des aufrichtigen Gesprächs mit dem Herrn verlieren die Aufgaben leicht ihren Sinn, werden wir vor Müdigkeit und Schwierigkeiten schwächer und erlischt der Eifer. Die Kirche braucht dringend die Lunge des Gebets, und ich freue mich sehr, dass in allen kirchlichen Einrichtungen die Ge­betsgruppen, die Gruppen des Fürbittgebets und der betenden Schriftlesung sowie die ewige eucharistische Anbetung mehr werden.

Papst Franziskus: Die frohe Botschaft Jesu,
Evangelii gaudium Nr. 262