Archiv der Kategorie: Franz von Sales

Hochfest des hl. Franz von Sales, 24.01.2016, 18.00 Uhr

Vertrauen und Hoffnung

Dass ist der Kreislauf der Gnade wirksam wird, kann am merklichsten erfahrbar werden, wenn die Praxis des Gebetes nicht abreißt.
Durch das Aufspüren der Gegenwart Gottes im eigenen Alltag wird die Wahrnehmung geweitet und das Herz für Vertrauen und Hoffnung geöffnet, für sich selbst und in der Fürbitte für alle notleidenden Menschen.

Der Sockel von allem aber ist das Tun, und es ist Franz von Sales zu verdanken, den Menschen mit seiner „Philothea“ einen spirituellen Weg zu eröffnen genau an dem Ort, wo sie sich in ihrer Lebensgestaltung befinden. Um ein Leben im Einklang mit Gott führen zu können, muss man sich nicht unbedingt in die Kontemplation eines Klosters zurückziehen, man kann es auch aus dem Getragensein eines Familien-lebens bewerkstelligen, vorgelebt etwa vom seligen Ladislaus Batthyany.

In der Annakirche sind die beiden Wege durch die Statuen rechts und links des Altares verkörpert, wie Hauptzelebrant und Festprediger Doz. Dr. Ewald Huscava veranschaulichte: Abraham, der alles aufgegeben hat, was ihm vertraut war, und David, der als König das Bestehende zu organisieren hatte.
Wie von zwei Flussufern her weisen sie beide zum Himmel, zum Größeren, dem man sich auch und gerade in der Getriebenheit seines Terminkalenders überlassen darf.

Herzlichen Dank allen Mitfeiernden am Hochfest des Ordensstifters der Oblaten des hl. Franz von Sales, den Konzelebranten und dem liturgischen Team unter Clemens Haag und Michael Schimpl, der musikalischen Gestaltung durch das Ärztequartett unter Dr. Ferdinand Raab, die Schola von St. Anna und Gerhard Sappert an der Orgel sowie an die Pfadfinderinnen und Pfadfinder für ihren Einsatz an der Gulasch- und Bierkanone!

Hier finden Sie einige Fotos von der Feier.

Sanftmut

Sei darauf bedacht, dass Sanftmut und Demut in deinem Herzen wohnen.
Es ist ja einer der teuflischen Schliche, dass viele sich nur in Worten und äußeren Gesten dieser beiden Tugenden bedienen, ohne deren innere Akte zu pflegen. Sie bilden sich ein, demütig und sanftmütig zu sein, sind es aber in Wirklichkeit gar nicht. Das erkennt man daran, dass sie trotz allen sanftmütigen und demütigen Gehabens beim geringsten Widerspruch, bei der kleinsten Beleidigung mit unerhörter Heftigkeit aufbrausen.

Wer jenes Vorbeugungsmittel gegen Vipernbisse nimmt, das allgemein „Paulusgnade“ genannt wird, bei dem ruft der Biss einer Viper, sofern das Heilmittel ganz fein zubereitet ist, keine Schwellungen hervor. So schützen auch Demut und Sanftmut, wenn sie gut und echt sind, vor der Aufwallung des Zornes, die eine Beleidigung gewöhnlich im Herzen bewirkt.
Wenn wir, von bösen und feindlichen Zungen gestochen, aufbrausen, aufgebracht und ärgerlich werden, so ist dies ein Zeichen, dass unser demütiges und sanftes Reden und Gehabe nicht echt und wahrhaftig ist, sondern erkünstelt und geheuchelt. Als der heilige und berühmte Patriarch Josef seine Brüder von Ägypten zu ihrem Vater zurückschickte, gab er ihnen nur den einen Rat mit: „Zürnt einander nicht auf dem Weg!“ (Gen 45,24).

Bild: Wikipedia unter Vierbergelauf

Das gleiche sage ich dir: Dieses armselige Leben ist nur ein Wandern zum ewigen Leben; zürnen wir also einander nicht auf dem Weg, gehen wir ruhig, friedlich und freundlich in der Gesellschaft unserer Brüder und Gefährten. Ich sage dir aber ganz eindeutig und lasse keine Ausnahme zu . Zürne überhaupt nie, wenn es möglich ist. Lasse keinen Vorwand gelten, der dein Herz dem Zorn zu öffnen vermöchte.

Franz von Sales, Philothea 3,8.
Sie finden die ganze Philothea unter www.philothea.de

Franz von Sales 1567 – 1622
Am 24. Jänner feiern wir das Fest des Hl. Franz v. Sales.

Er wurde am 21. August 1567 auf dem Stammschloss der Sales bei Thorens in Savoyen geboren und in Annecy, Paris und Padua zum Doktor der Rechte und Theologie ausgebildet. Sein Vater hatte ihn für eine politische Karriere in Savoyen bestimmt. Franz setzte aber seinen Wunsch durch, Priester zu werden. Um den Ehrgeiz des Vaters zu befriedigen, wurde Franz v. Sales schon im Jahr seiner Priesterweihe 1593 zum Domprobst von Genf / Annecy ernannt.

Im Jahr 1602 wurde er zum Bischof geweiht. Besonders erfolgreich war er in seinen Schriften. Sein Bestseller ist die „Philothea“. 1610 gründete er mit Johanna Franziska von Chantal den Orden der Heimsuchung Mariens (Salesianerinnen). Sein theologisches Hauptwerk hat den Titel „Theotimus oder Abhandlung über die Gottesliebe“. Er war ein sehr beliebter Prediger und Beichtvater. Seine herausragende Tugend war seine Sanftmut.

Gestorben ist er am 28. Dezember 1622 in Lyon an den Folgen eines Schlaganfalls. Er wurde 55 Jahre alt.

1665 wurde er heilig gesprochen und 1877 zum Kirchenlehrer erhoben.

Widerstand gegen kleine Versuchungen

Hl. Judas Thaddäus

Man muss gewiss den schweren Versuchungen mit unüberwindlichem Mut widerstehen, und der errungene Sieg ist ohne Zweifel sehr wertvoll; trotzdem ist es noch nützlicher, die kleinen Versuchungen tapfer zu bekämpfen.
Wölfe und Bären sind gewiss gefährlicher als Mücken, sie plagen, ärgern und reizen uns aber bestimmt nicht so zur Ungeduld.
Es ist nicht schwer, sich eines Mordes zu enthalten, wohl aber, alle kleinen Zornausbrüche zu unterdrücken, wozu fast jeden Augenblick Gelegenheit ist.
Es ist leicht, keinen Ehebruch zu begehen, nicht immer aber so leicht, jedes Liebäugeln zu meiden, zu verhindern, dass man Liebesäußerungen und Gunstbezeigungen empfängt oder gibt, Schmeichelworte unterdrückt oder zurückweist.
Es ist leicht, den Diebstahl zu meiden, schwerer dagegen, fremdes Gut nicht zu begehren; leicht, keinen Meineid zu schwören, aber schwer, in Gesellschaft immer ganz bei der Wahrheit zu bleiben; leicht, dem Nächsten nicht den Tod zu wünschen, schwer, ihm einen Nachteil nicht zu gönnen; leicht, ihn nicht zu verleumden, schwer, ihm keine Geringschätzung zu zeigen.
Mit einem Wort: diese kleinen Versuchungen zu Zorn, Argwohn, Eifersucht, Neid, Liebeleien, Narreteien, Eitelkeit, Doppelzüngigkeit und Geziertheit, unanständigen Gedanken, das sind die ständigen Plagen auch solcher Menschen, die am meisten zum frommen Leben entschlossen sind.

Franz von Sales, Philothea IV/8.
Sie finden die ganze Philothea unter www.philothea.de

Oblatenwallfahrt nach Spitz/Donau, 3. Oktober 2015

Oblati – Was heißt Oblate sein?
1. Station Ruine Hinterhaus

Sancti – Heilig sein heute
2. Station 1000-Eimerberg

Francisci – Meine persönliche Berufung
3. Station Schloss Spitz

Salesii – „Sale“ – Was können wir den Menschen anbieten?
4. Station Pfarrkirche St. Mauritius

Auf einer heuer zwar kurzen, aber anspruchsvollen Strecke waren die österreichischen Oblatinnen und Oblaten des hl. Franz von Sales in der Wachau zusammengekommen, um gemeinsam mit vielen Menschen aus ihren Kirchengemeinden die traditionelle Oblatenwallfahrt zu begehen.

Vom Treffpunkt beim Schifffahrtsmuseum in Spitz an der Donau aus führte der Weg auf die Ruine Hinterhaus, den Tausendeimerberg und in den Hof des Schlosses Spitz. Die Betrachtungen und Gebete meditierten heuer zum Ausklang des Jahres der geistlichen Gemeinschaften anhand der Buchstaben des Ordenskürzels OSFS, was der Ruf Gottes ganz persönlich bedeuten kann.

Zwischen den Impulsen blieb genug Zeit, auf dem Berg“gipfel“ zu picknicken und den Ort zu erkunden. Die letzte Station bildete die Abschlussmesse in der Pfarrkirche zum heiligen Mauritius, die uns auch vom Gemeindepfarrer vorgestellt wurde. Den Ausklang des Tages bildete ein gemütlicher Heurigenbesuch im benachbarten Schwallenbach, bevor die Teilnehmerinnen und Teilnehmer wieder ihre Fahrzeuge in verschiedene Himmelsrichtungen bestiegen.

Ein detaillierter Plan von der Wallfahrtsroute findet sich auf dem Einladungsplakat, wie immer veranschaulicht durch das Fotoalbum!

!!!Über Euer Kommen freuen wir uns!!!
Die Oblaten des hl. Franz von Sales 

 

Würdig für den Empfang der Kommunion?

Albrecht Dürer: Betende Hände, Ill. aus Wikipedia

Viele katholische Gläubige haben oft Probleme damit, ob sie würdig sind, zur Kommunion zu gehen. Sie meinen, zuerst müssten sie immer zur Beichte gehen.

Diese Frage hat Papst Franziskus in seinem Lehrschreiben „Die Freude des Evangeliums“ aufgegriffen (Abschnitt 47):

‚Die Eucharistie ist, obwohl sie die Fülle des sakramentalen Lebens darstellt, nicht eine Belohnung für die Vollkommenen, sondern ein großzügiges Heilmittel und eine Nahrung für die Schwachen. Diese Überzeugungen haben auch pastorale Konsequenzen, und wir sind berufen, sie mit Besonnenheit und Wagemut in Betracht zu ziehen. Häufig verhalten wir uns wie Kontrolleure der Gnade und nicht wie ihre Förderer. Doch die Kirche ist keine Zollstation, sie ist das Vaterhaus, wo Platz ist für jeden mit seinem mühevollen Leben.‘

Zur Begründung für dieses Verständnis der hl.Messe führt der Papst einige Texte von Kirchenvätern an:
Ambrosius: »Ich muss ihn immer empfangen, damit er immer meine Sünden vergibt. Wenn ich ständig sündige, muss ich immer ein Heilmittel haben «; »Wer das Manna aß, starb; wer von diesem Leib isst, wird die Vergebung seiner Sünden erhalten.«
Cyrill von Alexandrien: »Ich habe mich geprüft und erkannt, dass ich unwürdig bin. Denen, die so reden, sage ich: Und wann werdet ihr würdig sein? Wann werdet ihr also vor Christus erscheinen? Und wenn eure Sünden euch hindern, näherzukommen, und wenn ihr niemals aufhört zu fallen – wer bemerkt seine eigenen Fehler, sagt der Psalm – werdet ihr schließlich nicht teilhaben an der Heiligung, die Leben schenkt für die Ewigkeit?«

Man darf den Empfang der Kommunion nicht isoliert betrachten. Die Süße der Vereinigung mit dem Leib Christi am vollsten auskosten können wohl diejenigen Menschen, die Gott so in ihren Alltag integriert haben, dass sie selbst ein Gefühl dafür entwickeln konnten, mit ihren Zweifeln und Niederlagen von ihm ganz genau so angenommen zu sein wie in Freude und Ekstase.

„Auf Gott vertrauen im süßen Frieden des Glückes, das kann jeder. Aber mit restloser Hingabe zu ihm sich flüchten in Sturm und Wetter, das können nur die, die seines Geistes sind. Das ist es, was seine göttliche Majestät von dir verlangt. Wenn du das kannst, wirst du mit Staunen vor einem Seelenwunder stehen, in dem du früh oder spät all die Schrecken dahinschwinden siehst, in denen deine Seele zittert.“

(Aus Franz v. Sales: Auf heiligen Bergen) 

Friede, das österliche Geschenk

Friede sei mit euch. Ich bin es. Fürchtet euch nicht! (Lk 24,36-39)

Die Apostel und die Jünger des Herrn waren wie Kinder ohne Vater und wie Soldaten ohne Hauptmann. Ganz verschreckt, wie sie waren, hatten sie sich in ein Haus zurückgezogen. Da erschien der Heiland unter ihnen, um sie in ihrer Betrübnis zu trösten, und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch. Er wollte ihnen gleichsam sagen: Warum seid ihr so furchtsam und betrübt? Wenn es der Zweifel ist, dass nicht eintrifft, was ich euch von meiner Auferstehung gesagt habe, dann Pax vobis; bleibt in Frieden, es werde Friede in euch, denn ich bin auferstanden. Seht meine Hände, berührt meine Wunden; ich bin es doch selbst. Fürchtet euch nicht mehr; Friede sei mit euch. Von diesen Worten ausgehend unterscheide ich einen dreifachen Frieden.

1. Der erste ist der Friede des heiligen Evangeliums und der Kirche; denn das Evangelium und die Kirche sind nur Friede, Güte und Ruhe. Außerhalb der Befolgung des Evangeliums und des Gehorsams gegen die Kirche gibt es nichts als Krieg und Aufregung.

2. Der zweite ist jener Friede, in dem die Väter unterschieden haben den Frieden mit Gott, den Frieden untereinander und den Frieden mit sich selbst.

3. Die dritte Form des Friedens ist jener, den wir im ewigen Leben besitzen werden.

(Aus einer Predigt des hl. Franz von Sales)

Fest des Hl. Franz von Sales, Samstag, 24. Jan. 2015, 18.00 Uhr

   Dankbar in die Vergangenheit schauen

        Leidenschaftlich die Gegenwart leben

               Voll Hoffnung die Zukunft ergreifen

Diese Sätze könnten durchaus auch von Franz von Sales stammen –
tatsächlich sind sie das Leitmotiv im Jahr des geweihten Lebens, das Papst Franziskus für 2015 ausgerufen hat und welches Festzelebrant Abtpräses Christian Haidinger OSB aus Stift Altenburg in seiner Predigt aufgegriffen und in einen aktuellen Kontext gebracht hat.

Das Fest selbst war ein gutes Beispiel für das Zusammenwirken der unterschiedlichsten Arten, wie Spiritualität gelebt werden kann.
Ob freudige Anbindung an die Gegenwart Gottes durch bewusste Teilnahme an der Eucharistie; der ungebrochen großzügige Spendenstrom zum Erhalt der traditionsreichen Gottesdienststätte Annakirche; die verschiedenen freundschaftlichen und ehrenamtlichen Dienste, ohne die eine kirchliche Gemeinschaft kaum mehr funktionieren würde; oder ein explizit in den Dienst der Mitmenschen gestelltes Leben in einer geistlichen Gemeinschaft von nicht minder tatkräftig bis überwiegend kontemplativ:

An diesem Ehrentag des heiligen Franz von Sales füllte sich die Annakirche mit Menschen in Zivil und Habit. Allein im Altarraum waren nicht weniger als fünf verschiedene Orden vertreten.
Allen gemeinsam war jedoch der simple Umstand, Geschöpf Gottes zu sein und unterschiedslos an der Communio teilzuhaben.

Vielen Dank auch heuer wieder für das gelungene Fest, dessen Mitwirkende wie gewohnt auf optische Weise ein bisschen eingehender vorgestellt werden! Album Franz von Sales 2015

Herzliches Vergelt’s Gott bzw. Deo gratias!


– Einen weiteren Eindruck bieten Filme von der Wandlung und von der Predigt, die in voller Länge nachgehört werden kann.
Herzlichen Dank an Mag. Thomas Neunteufel für die Aufnahmen und seinen Anteil an den Bildern!

– Speziell zum Jahr der Orden informieren Sie sich bitte über die Vielfalt der geistlichen Gemeinschaften, die auf die Spiritualität des hl. Franz von Sales zurückgehen: Die salesianische Familie

– Noch ein P.S.: Was Franz von Sales schon vor 400 Jahren gesagt hat, lautet so:
Meine Vergangenheit kümmert mich nicht mehr, sie gehört dem göttlichen Erbarmen.
Meine Zukunft kümmert mich noch nicht, sie gehört der göttlichen Vorsehung.
Was mich kümmert und fordert, ist das Heute.
Das aber gehört der Gnade Gottes und der Hingabe meines guten Willens.

Visitationsmesse, Sonntag, 9. November, 18.00 Uhr

Franz von Sales als beliebter Prediger

Franz von Sales war der erste Bischof, der alle Pfarreien seines Gebietes persönlich besucht hat. Ob man deshalb behaupten darf, er habe die Visitationsmessen erfunden, sei dahingestellt – jedenfalls war es ihm ein Anliegen, alle „seine“ Gläubigen und ihr individuelles geistliches Leben kennenzulernen.

Am Sonntag, dem 9.11. 2014 wird der emeritierte Weihbischof der Erzdiözese Wien, DDr. Helmut Krätzl, die Annakirche besuchen. Nachdem er schon im Mai mit uns eine 500-Jahr-Dankmesse gefeiert hatte, wird er sich noch einmal die Zeit nehmen und Eucharistie feiern mit den Menschen, die der Annakirche verbunden und für sie tätig sind.

Herzliche Einladung, auch zu diesem Anlass das Jubeljahr der Annakirche auszukosten!

Sammelt euch Schätze im Himmel

Monatsgedanken Oktober 2014

„Sammelt euch Schätze im Himmel“ (Mt 6,20)

Ein einziger Schatz genügt nach dem Willen dieses göttlichen Liebhabers nicht. Er will, dass wir viele Schätze besitzen, dass unser Schatz aus vielen Schätzen bestehe. Das will heißen, Theotimus, dass wir ein unersättliches Verlangen haben sollen, Gott zu lieben, um immerfort Liebe auf Liebe zu häufen.

Was treibt die Bienen mehr an, ihren Honig zu vermehren, als die Liebe, die sie zu ihm haben? Herz meiner Seele, das du geschaffen bist, um das unendliche Gut zu lieben, welche Liebe könntest du dir wünschen, wenn nicht diese, welche die wünschenswerteste von allen ist? Seele meines Herzens, welchen Wunsch könntest du lieben, wenn nicht den liebenswertesten von allen Wünschen? O Liebe zu den heiligen Wünschen, o Wünsche nach der heiligen Liebe! Wie sehr hat mich danach verlangt, eure Vollkommenheit zu ersehnen (Ps 119,20).

Der von Widerwillen erfüllte Kranke hat keinen Appetit, aber er wünscht es, ihn zu haben; er hat kein Verlangen nach Fleisch, aber er möchte dieses Verlangen haben. Theotimus, es liegt nicht in unserer Macht zu wissen, ob wir Gott über alles lieben, wenn Gott es uns nicht selbst offenbart. Wir können aber wohl wissen, ob wir danach verlangen, ihn zu lieben. Fühlen wir in uns das Verlangen nach der heiligen Liebe, so wissen wir, dass wir zu lieben beginnen.

Franz von Sales, Theotimus XII, 2

Mehr Anregungen von und über den Heiligen: Ein Wort zum Tag

Glaube wächst im Gebet

Franz von Sales ebnet in seiner Philothea „Wege der Freundschaft mit Gott“.

Im Gebet wächst diese Freundschaft. Wer betet, erlebt bewusst Gottes Gegenwart. Testen Sie bitte, ob auch für Ihre Seele gilt, was bei ihm zu lesen ist: „Das Gebet – vorausgesetzt, wir üben es täglich – macht den Weg frei, so dass uns das göttliche Licht berühren und unsere Innerlichkeit die Wärme göttlicher Liebe spüren kann. Das Gebet ist eine Segen bringende Quelle, die unser Leben zum Grünen, Blühen und Fruchten bringt, vorher aber den Boden von allem Unguten und von Wachstum hindernden Dingen befreit. Indem wir unsere Seele unter den Einfluss der Wahrheit und der Liebe Gottes stellen, fällt alles ab, was Gott missfällt.

Es ist empfehlenswert, mit der Betrachtung zu beginnen – besonders mit der Betrachtung des Lebens und Leidens Jesu Christi. Wenn du den Herrn in den Mittelpunkt stellst und nicht dein Ich, wird deine Seele von ihm erfüllt. Du wirst mehr und mehr dein Fühlen, Denken, Sprechen und Handeln von ihm her gestalten und dich von ihm formen lassen. Das Erste, das bei jedem Gebet geschieht, ist das Freiwerden von allem, was nicht zu uns gehört und was uns belastet.

Die Mystik nennt es den Weg der Reinigung. Jesus ist die sprudelnde Quelle, deren Wasser uns von allem rein wäscht und uns ewiges Leben schenkt.