Archiv der Kategorie: Heilige/Selige

Seligsprechung P. Louis Brisson (1817-1908), 22.09.2012

Louis Alexander Brisson

Gründer der Oblatinnen und Oblaten
des hl. Franz von Sales

Wir freuen uns sehr: Unser Ordensgründer wird am 22. September 2012 in der Kathedrale von Troyes selig gesprochen.

Louis Alexander Brisson: Geboren am 23. Juni 1817 in Plancy, Campagne, Frankreich. Am 18. Dezember 1840 wurde er zum Priester geweiht. Er war Lehrer und Beichtvater im Kloster der Heimsuchung. Er hatte ein soziales Herz und schuf ein Heim für die Arbeiterinnen in den Textilfabriken von Troyes. Es gelang ihm, seine ehemalige Schülerin Leonie Aviat als Leiterin dieser Heime zu gewinnen. 1868 gründete er mit ihr die Oblatinnen des hl. Franz von Sales. Leonie Aviat wurde am 25. November 2001 heilig gesprochen.

1875 gründete er die Kongregation der Oblaten des hl. Franz von Sales, deren Mitglieder sich der Erziehung sowie der Seelsorge widmen. Gestorben ist er am 2. Februar 1908 in Plancy.

Gott segnet die liebenden Herzen

Louis Brisson sagte ganz im Geiste des hl. Franz von Sales, der sein Leben begleitete: „Statt die Schranken eurer Liebe mehr und mehr einzuengen, solltet ihr sie immer mehr erweitern; so werdet ihr Gottes Segen ernten, denn Gott segnet nun einmal die liebenden Herzen.“

Eine erfreuliche Nachricht für die Oblaten des heiligen Franz von Sales

Die Leitung unseres Ordens konnte uns mitteilen, dass unser Ordensgründer P. Louis Brisson am 22. September 2012 in Troyes (Frankreich) seliggesprochen wird.

Wir heißen zwar „Oblaten des heiligen Franz von Sales“, aber Franz von Sales ist nicht unser Gründer. Dieser Heilige (1567-1622) hat den Orden von der Heimsuchung Mariens gegründet (Salesianerinnen). Franz wollte auch einen Männerorden gründen, ist aber seines frühen Todes wegen nicht mehr dazu gekommen.

Die Schwester Maria Salesia Chappuis hat sich daran erinnert und den Spiritual ihres Klosters in Troyes, Louis Brisson, bearbeitet, den von Franz beabsichtigten Orden zu gründen. Louis Brisson hat sich dagegen heftig gesträubt, hat sich jedoch nach Jahrzehnten überzeugen und bewegen lassen, diesen Impuls zu verwirklichen. Das Datum der kirchlichen Anerkennung des Ordens liegt im Jahr 1875.

Lange Jahre hat sich unsere Gemeinschaft, zusammen mit den Oblatinnen des heiligen Franz von Sales, darum bemüht, seine Anerkennung durch die Kirche als Seligen zu erreichen. Nun ist es so weit und wir freuen uns alle.

Das Logo der Seligsprechung ist das Kreuz mit Rädern einer Uhr.

Louis Brisson war nicht nur ein engagierter Seelsorger, sondern auch ein begabter Mathematiker. Er hat Uhren gebastelt, die nicht nur die Tageszeit am Ort anzeigten, sondern Bewegungen und Zeiten in aller Welt. Sie werden bis heute bestaunt und bewundert. Louis Brisson hat einmal zum Grund seiner Bastelei geschrieben:

Wisst ihr, warum ich diese Uhren mache? Weil sie ein Bildnis dessen wiedergeben, was Gott geschaffen hat. Je vollkommener das Uhrwerk, desto mehr ähnelt es der Schöpfung Gottes. Die Bewegungen der Erde und der Sterne bestimmen und begleiten unser Leben. Die Uhr tickt weiter, bis die Stunde angebrochen ist, in der wir diese Welt verlassen und in Gott aufgenommen werden, wo es keine Zeit mehr gibt. Ich arbeite gerne an einer solchen Uhr, für mich ist das entspannend und ich finde Gott darin wieder.“

http://www.louisbrisson.org/

Gott spricht

Bei einem meiner ersten Besuche in der Annakirche fand ich in dem Gotteslob, in dem ich blätterte, ein Gebetsbildchen.

Der Text sprach mich so sehr an, dass ich nicht anders konnte, als es mitzunehmen.
Natürlich dachte ich auch darüber nach, ob es jemand vermissen würde, gar zurückkommen, um es zu suchen und ob ich einen Diebstahl begangen hätte.
Aber der Fund bedeutete damals eine langersehnte Antwort auf eine noch nicht einmal klar formulierte Frage, sodass ich hoffte, dieser jemand würde es mir unter diesen Umständen schon gönnen.

O Seele, suche Dich in Mir,
und, Seele, suche Mich in Dir.

Die Liebe hat in Meinem Wesen
Dich abgebildet treu und klar;
kein Maler lässt so wunderbar,
o Seele, Deine Züge lesen.
Hat doch die Liebe Dich erkoren
als Meines Herzens schönste Zier;
bist Du verirrt, bist Du verloren,
o Seele, suche Dich in Mir.
In Meines Herzens Tiefe trage
Ich Dein Portrait, so echt gemalt;
sähst Du, wie es vor Leben strahlt,
verstummte jede bange Frage.
Und wenn Dein Sehnen Mich nicht findet,
dann such nicht dort und such nicht hier;
gedenk, was Dich im Tiefsten bindet,
und, Seele, suche Mich in Dir.

Du bist Mein Haus und Meine Bleibe,
bist Meine Heimat für und für;
Ich klopfe stets an Deine Tür,
dass Dich kein Trachten von Mir treibe.
Und meinst Du, Ich sei fern von Dir,
dann ruf Mich, und Du wirst erfassen,
dass ich Dich keinen Schritt verlassen:
Einander sind Erfüllung Wir.

Teresa von Avila
(Übersetzung Erika Lorenz; letzte Strophe abgewandelt)

 

All diese Zeit hat mich dieses Gebet treu begleitet, und als ich kürzlich wieder einmal Zuflucht dazu nahm, kam mir unversehens ein neuer Gedanke (denn es ist ja so, dass man jedes Ding von mehr als einer Seite sehen kann):

Was, wenn das Zettelchen damals absichtlich zurückgelassen wurde, damit es gefunden wird und damit es einem anderen Menschen Freude und Beistand bringt?

Auf jeden Fall möchte ich mich bei dem oder der Unbekannten sehr herzlich bedanken. Und selbst wenn die Spende unfreiwillig war, vertraue ich darauf, dass sie oder er wiederum anderswo eine glückliche Entdeckung macht!

Das Original-Beichtbild stammt vom Canisiuswerk Wien und enthält ein Bild von Sieger Köder: Die Frau am Jakobsbrunnen.

Wie sollen wir das Wort Gottes aufnehmen?

Monatsgedanken Juli 2012

Pflege die Andacht zum Wort Gottes. Ob du es in der Predigt hörst oder in vertraulicher Zwiesprache mit geistlichen Freunden, höre es immer mit Aufmerksamkeit und Ehrfurcht an. Lass es nicht zur Erde fallen, sondern zieh Nutzen daraus: nimm es in dein Herz auf wie einen kostbaren Balsam, gleich der allerseligsten Jungfrau, die, „in ihrem Herzen sorgfältig die Worte bewahrte“, die man zum Lob ihres Kindes sagte (Lk 2,19). Sei eingedenk, dass der Herr die Worte, die wir in unseren Gebeten an ihn richten, so aufnimmt, wie wir die Worte aufnehmen, die er an uns durch die Predigt richtet.

Hab’ immer ein frommes Buch zur Hand, wie die Bekenntnisse des hl. Augustinus, die Nachfolge Christi und ähnliche. Lies jeden Tag ein wenig darin und zwar andächtig, als lesest du Sendschreiben der Heiligen vom Himmel her, die dir den Weg dorthin zeigen und dir Mut dazu machen wollen.

Lies auch Heiligenleben, in denen du wie in einem Spiegel das Bild des christlichen Lebens finden wirst. Mache dir je nach deinem Beruf zunutze, was sie taten. Vieles aus dem Leben der Heiligen kann ja von Menschen, die in der Welt leben, nicht genau in der gleichen Weise nachgeahmt werden, sie können uns aber doch alle in irgendeiner Form Vorbild sein. Die Zurückgezogenheit des heiligen Einsiedlers Paulus sei dir Vorbild für deine geistliche und wirkliche Einsamkeit, von der schon die Rede war und noch sein wird; die äußerste Armut des hl. Franz von Assisi für die Übung der Armut, wie wir sie noch beschreiben werden, und ähnlich die Tugenden anderer Heiliger. Freilich geben uns manche Heiligenleben mehr Licht für unser Leben als andere, so das Leben der ersten Jesuiten, das des heiligen Erzbischofs Karl Borromäus von Mailand, des hl. Ludwig, des hl. Bernhard, des hl. Franz von Assisi und vieler Heiliger. Andere wieder haben wir mehr zu bewundern als nachzuahmen.

Franz von Sales, Philothea II,17

In der Sprache liegt alle Macht der Kirche

Das Geschenk des Hl. Geistes

Aus einer Predigt des hl. Franz v. Sales zum Pfingstfest 1620

Der Wert der Geschenke wird nach der Liebe bemessen, mit der sie gegeben werden. Dieses hier ist nun nicht nur mit großer Liebe gegeben worden, sondern die Liebe selbst wird gegeben, denn jeder muss wissen, dass der Heilige Geist die Liebe des Vaters und des Sohnes ist.

Wenn wir aber sagen, der Heilige Geist ist uns verliehen vom Vater und vom Sohn, dann darf man das nicht so verstehen, dass er von ihnen getrennt worden sei, denn das ist nicht möglich, da es nur einen unteilbaren Gott gibt. Wir wollen damit vielmehr sagen, dass Gott uns sein göttliches Wesen geschenkt hat, wenn es auch in der Person seines Geistes geschah. Darüber kann man nicht viel sprechen, aber fest daran glauben.

Wir können die Größe der Verleihung des Heiligen Geistes erwägen mit allen Wirkungen, insofern er vom ewigen Vater und von Unserem Herrn seiner Kirche verliehen wurde, oder insofern er jedem einzelnen von uns verliehen wurde. Gewiss können wir Gott nicht genug dafür danken, dass er seiner Kirche dieses einmalige Geschenk gemacht hat, wegen des Guten, das daraus folgt.

Der Heilige Geist wurde sehr sinnvoll in der Form und Gestalt von Zungen verliehen, und zwar von feurigen Zungen, denn in der Sprache liegt alle Macht der Kirche. Wer wüsste nicht, dass sie alle ihre Geheimnisse durch die Sprache wirkt?
Die Predigt geschieht durch die Sprache; bei der heiligen Taufe muss die Sprache dazukommen, um dem Wasser die Kraft zu verleihen, unsere Sünden und Missetaten abzuwaschen; ebenso kann das hochheilige Messopfer nur vermittels der Sprache gefeiert werden.

Franz von Sales, DA Bd 9, Seite 347f

Ein Zitat des hl. Franz von Sales zu jedem Tag finden Sie unter: http://www.osfs.at/ „Ein Wort zum Tag“.

Marienmonat Mai

Im Frühling, nach der Fastenzeit und dem (in heutigen Zeiten zumindest an Sonnenlicht) entbehrungsreichen Winter, sind wir im Kirchenjahr eingeladen, uns in die Lieblichkeit und die mütterliche Güte Marias einzufühlen.

In den Maiandachten können wir das Leben und Wirken der Gottesmutter betrachten und zum Vorbild nehmen. Sie hat sich dem Willen Gottes vorbehaltlos vertrauend zur Verfügung gestellt.

Wenn wir sie ehren, ehren wir durch sie ihren Sohn.
Wenn wir sie anrufen, rufen wir in Gemeinschaft mit ihr den Vater an. Und wenn wir ihr nacheifern, geben wir dem Geist die Möglichkeit, in uns zur Entfaltung zu kommen.

Bin ich meiner Veranlagung ausgeliefert?

Monatsgedanken Mai 2012

Es gibt in der Tat Leute, die sagen:
Es ist wahr, dass ich jähzornig bin, aber was soll ich tun? Das ist meine Veranlagung.
Wer sieht nicht die Täuschung der Eigenliebe? Als ob es durch die Güte Gottes nicht in unserer Macht stünde, uns zu überwinden, gegen unsere Neigungen und nach der Vernunft zu leben, die uns lehrt, dass wir nicht auf sie hören dürfen!

Eine andere sagt: Es stimmt, dass ich ein wenig eitel bin; aber ich neige dazu, mich zu putzen und Verlangen danach zu haben, dass ich gelobt und geschätzt werde; ich wüsste nicht, was man da tun soll.

O Gott, man beachtet nicht, wozu die göttliche Güte zugelassen hat, dass als Folge der Sünde unseres Stammvaters uns nach der Taufe manche schlechten Neigungen geblieben sind, zumal uns in der Taufe die hinreichende Gnade geschenkt wurde, uns zu überwinden. Seine Absicht dabei ist nichts anderes, als uns Gelegenheit zu geben, dass wir auf diese Weise mehr Verdienste erwerben, indem wir mutig daran arbeiten, aus Liebe zu Gott uns selbst zu überwinden.

Dazu empfangen wir, nachdem wir den Gebrauch der Vernunft erlangt haben, das Sakrament der Firmung, durch das wir uns unter das Banner der göttlichen Majestät stellen, um als tapfere Soldaten für die Verherrlichung seines Namens zu kämpfen.
Nachdem die Christen auf diese Weise gestärkt sind, bringen sie sich am Pfingstfest als Brote dar, die mit dem neuen Weizen der unverbrüchlichen Vorsätze bereitet sind, die sie gefasst haben, lieber zu sterben, als Gott freiwillig zu beleidigen.

Franz von Sales: Aus einer Predigt zur Profess 8. Juni 1618 DASal 9, 163f

Ein Zitat des hl. Franz von Sales zu jedem Tag finden Sie unter: http://www.osfs.at/ „Ein Wort zum Tag“.

Glaube ist Geschenk!

Der Heilige Franz von Sales wurde einmal von der heiligen Johanna Franziska von Chantal gefragt, ob er denn überhaupt nie Glaubenszweifel habe. Franz von Sales antwortete darauf: „Nein, eigentlich nicht. Und wenn, dann nur ganz kurz. Gott hat mich wahrlich mit einem festen Glauben beschenkt.“ Es bestätigt sich dadurch eines: Glaube ist etwas, das wir nicht im Griff haben können. Der Glaube ist Geschenk, Gnade. Aber offensichtlich geht es auch anders. Jedenfalls hat es beim Apostel Thomas funktioniert. Seine Freunde erzählen ihm von der Begegnung mit dem Auferstandenen Jesus. Er reagiert mit Unglauben: „Wenn ich nicht mit eigenen Händen seine Wunden berühren kann, glaube ich nicht.“ Und Jesus kommt tatsächlich. Thomas bekommt einen handfesten Beweis, der seinen Unglauben beendet. Uns sagt Jesus: „Selig sind die, die nicht sehen und doch glauben.“

Erstens: Glaubenszweifel sind erlaubt. Aber wir sollten wahrlich immer für Gott offen bleiben, nicht aufgeben oder gar Gott gegenüber gleichgültig werden.

Zweitens: Glaubenszweifel sind auch bei anderen Menschen erlaubt. Es braucht uns nicht zu schockieren, wenn jemand sagt: An die Auferstehung kann ich nicht glauben. Dieses Problem hatte auch der Apostel Thomas. Wichtig ist, dass wir diese Menschen mit ihren Zweifeln annehmen und sie nicht verurteilen, so wie eben Jesus den Thomas angenommen und nicht verurteilt hat.

Und drittens: Vielleicht schweigt Gott immer wieder, damit wir Menschen endlich erkennen, dass wir handfeste, spürbare Zeugen seiner Botschaft sein sollen. Wir sind es, die den Zweifelnden Rede und Antwort stehen sollen. Durch unser Zeugnis sollten die Zweifelnden spüren und erfahren können, dass an unserem Gott, an Jesus Christus, an unserem Glauben wirklich etwas dran ist.

Nach Herbert Winklehner osfs aus http://www.franzvonsaleslexikon.de

Ein Wort des hl. Franz von Sales zu jedem Tag finden Sie unter: www.osfs.eu „Zitat zum Tag“.

Geduld und Vernunft

Monatsgedanken März 2012

Wir möchten, dass es auf unserem Weg weder Schwierigkeiten noch Widerwärtigkeiten noch Plagen gäbe. Wir wünschten uns Freude ohne Rückschlag, immer Gutes ohne Böses, Gesundheit ohne Krankheit, Ruhe ohne Mühen, Frieden ohne Aufregung. Welch ein Unsinn! Man verlangt Unmögliches, denn die ungetrübte Reinheit gibt es nur im Paradies: Das Gute, das Ausruhen, die Freude, alles ist nur im Himmel ganz rein, ohne jegliche Beimischung von Unruhe und Leid. Dagegen weist die Hölle Schlechtigkeit, Verzweiflung, Aufruhr und Unrast in ebenso unverfälschter Reinheit auf, ohne dass dort irgend etwas Gutes, irgendwie Hoffnung, Ruhe und Frieden zu finden wären. In diesem vergänglichen Leben gibt es aber nichts Gutes, dem nicht Böses auf dem Fuß folgte, keinen Reichtum ohne Sorgen, kein Ruhen ohne Plage, keine Freude ohne Leid, keine Gesundheit ohne Krankheiten. Kurzum, alles ist miteinander vermischt, es ist ein ständiges Auf und Ab, Hin und Her.

Gott wollte den Wechsel der Jahreszeiten: auf den Sommer sollte der Herbst, auf den Winter der Frühling folgen, damit wir einsehen, dass in diesem Leben nichts von Bestand, nichts „von Dauer“ (Koh 2,11) ist und alles Zeitliche ständig in Fluss, den Veränderungen und dem Wechsel unterworfen. Aber wie gesagt, weil man sich dieser Wahrheit so wenig bewusst ist, deshalb die wechselnden Launen und Stimmungen. Man hört eben nicht auf die Vernunft, die Gott uns verliehen, und doch macht gerade sie uns Gott ähnlich, weil ihr Unwandelbarkeit, Beständigkeit und Festigkeit zu eigen sind.

Franz von Sales: Band 2, Seite 50

Weitere Texte zu Franz von Sales finden Sie unter
www.osfs.eu